Noch mehr Senf zu #609060

Seit ca. zwei Wochen mache ich bei #609060 mit. Und auch mir ist ähnlich wie Anne aufgefallen, dass ich mir viel mehr Gedanken um meine Kleidung mache. Es macht mir zum ersten Mal auch wieder richtig Spaß, Klamotten rauszusuchen. Ich war lange Zeit der Überzeugung, dass ich keinen Stil habe und vielleicht habe ich den auch immer noch nicht.

Ich probiere gerne mit Klamotten herum, allerdings gefällt es mir nicht immer. Ich habe einen Berg Sachen hier herum liegen, den ich nicht anziehen will, weil ich ihn nicht mehr schön finde. Getragen habe ich das Zeug höchstens ein Mal. Richtige Erste Welt Probleme, ich weiß. Ich hadere auch gelegentlich mit meinem Körper, was nach der gängigen gesellschaftlichen “Norm” absolut lächerlich ist. Meine Kleidungsgröße führen alle 08/15-Läden. Allerdings habe ich in meiner Pubertät einiges mitmachen dürfen. Ich habe einen eher androgynen Körper. Ist nicht schön, wenn man 2 Jahre lang in der Umkleidekabine vom Klassendrachen gefragt wird, warum denn da überhaupt nichts wächst. “Das wird noch.” Nun, es wurde nichts, aber das hab ich mittlerweile halbwegs akzeptiert (auch wenn mir gerade bewusst wird, dass diverse Rollenklischees mich im Alter zwischen 12 und 15 Jahren ernsthaft über Brustvergrößerungen nachdenken ließen).

Oder wenn man mit 19 im Urlaub ist und die angeblich derzeit beste Freundin einen Stufenkameraden fragt, wer von uns beiden die hübschere ist und man dann gesagt bekommt, man habe auf jeden Fall das “interessantere Gesicht” (don’t blame you for that). Gleiche Freundin tratschte auch weiter, dass sich diverse gedatete Herren fragten, wie ich es schaffe, auf Fotos hübsch auszusehen.

Ich kriege gelegentlich übrigens auch gesagt, dass mein Hintern zu dick sei. Ich weiß, dass sich das niemand gefallen lassen muss, trotzdem kratzt es am Selbstbewusstsein. Ich möchte niemanden wegen seines Gewichts oder seines Aussehens diffamieren oder diskriminieren. Ich sehe bei #609060 so viele gutgekleidete Menschen und ich sehe, dass das, was mir die Medien als “Norm” darstellen eben keine ist. Ich sehe, dass ich nicht aussehen muss wie das aufgestylte Mädchen, dass mich jeden Morgen vom Plakat an der Bushaltestelle belächelt.

Die Kaltmamsell fing heute an statt “normal” das Wort “echt” zu verwenden. Das finde ich eine sehr gute Idee. Ich möchte euch nämlich gerne weiterhin sehen so wie ihr seid: echt.

Kommentare

Naddel sagt:

Ich musste erstmal googeln, was das sein soll (#609060) und bin bei der NIDO gelandet. Tolle Zeitschrift :) Und die hatte ja auch erst kürzlich einen Artikel über Mütter drin, die nach der Geburt unzufrieden mit ihrem Körper sind. Spannendes Thema! Und ECHTE Menschen sind super :-D

[…] Noch mehr Senf zu #609060 bei ellebil […]

[…] gibt Noch mehr Senf zu #609060 und schlägt die Verwendung des Begriffs “echt” statt “normal” vor […]

[…] Artikel auf Spiegel Online. Schließlich darauf aufmerksam gemacht hat mich aber erst der Post von ellebil, den ich heute Nachmittag gelesen habe. Daraufhin habe ich mich ein wenig an die Recherche gemacht […]

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