Aber hier leben? Nein, danke.

Billig wohnen in einer Studentenstadt geht irgendwie. Die Frage ist nur, wie viel Zeit man dafür in Anspruch nehmen möchte dieses Ziel zu erreichen. Auf die Schnelle findet man meist erst mal nichts, vor allem nicht zu Semesterbeginn, wenn etwa 3000 Leute in Bonn ihr Studium beginnen. 

Will man da etwas finden, gibt’s meines Wissens nach bislang vier Onlineangebote: immoscout, kalaydo und die beiden sich speziell an Studenten richtenden Angebote studenten-wg.de und wg-gesucht. Hier findet man nicht nur WGs, sondern auch Wohnungen und das Gute ist: auf beiden Plattformen dürfen Makler nicht tätig werden.

Trotzdem sind Wohnungen in Bonn nicht die günstigsten. Unter 300 Euro wird es eher schwierig, wenn man in eine WG zieht, geht’s meistens noch, aber auch hier gibt es 24m²-Zimmer für 370 Euro. Dass es nicht besser, sondern eher schlechter wird, bemerke ich, seitdem ich mein Studium angefangen habe. Immer mal wieder dachte ich daran auszuziehen, ich hatte aber keinen Druck etwas zu finden und daher gehobenere Ansprüche.

Ich will zentraler wohnen, in einer WG, am besten mit Balkon, mit Badewanne (wer mir bei instagram folgt, weiß warum) und mit mehr Fenstern (aktuell eins), seit dem Einbruch hätte ich auch lieber eine Wohnung, die nicht Parterre liegt, nur: erstmal muss man so etwas ja finden. Einmal hab ich sowas gefunden. Am Rande der Altstadt, mit kündigungsfristgerechtem Einzugsdatum, zwar ohne Badewanne, aber da kann man ja mit leben. Das Problem war, dass außer mir noch 100 andere Leute Interesse bekundet hatten und zur Wohnungsbesichtigung noch acht weitere Bewerber eingeladen wurden. Welche mit geregeltem Einkommen, die nicht unbedingt in zwei Jahren wieder ausziehen, weil sie nach ihrem Studium einen Job in einer anderen Stadt finden. Ist auch irgendwie klar, wem die Wohnbaugesellschaft da den Zuschlag gibt.

Genauso nachvollziehbar dürfte es aber auch sein, dass jemand, der nicht weiß, wie lange er eine Wohnung bezieht, keine 2,38 Monatskaltmieten abdrückt, um eine 24 m²-Wohnung zu bekommen, deren Komfort (Pantryküche und Hallo? 24 m²!!!) zu wünschen übrig lässt. Das nette an Angeboten wie studenten-wg ist, dass sie einem den Quadratmeterpreis ausrechnen, was gelegentlich dazu führt, dass da dann für eine 28 m² Wohnung in Poppelsdorf ein Quadratmeterpreis von 15 Euro angegeben wird – auch ohne Makler bleibt’s also teuer.

Dass es in Bonn ein Problem mit bezahlbarem Wohnraum gibt, hat sich mittlerweile rumgesprochen. Spätestens seitdem der Generalanzeiger zwei Studenten fand, die in einem Transporter auf dem Campingplatz wohnten, bewegt sich was, AStA, Stadt und Uni haben einen runden Tisch eingerichtet. Es gibt jetzt auch noch eine Uni-eigene Wohnungsbörse.

Die Wohnungsbörse zeigt auf jeden Fall, dass das Problem erkannt ist und dass man versucht etwas zu ändern. Auf dieser Wohnungsbörse findet sich aber auch diese nette Anzeige. Löffelfertig eingerichtet, man muss quasi nur noch die Klamotten mitbringen und in den Schrank hängen, dann noch die 2130 Euro Kaution bezahlen und schon wohnt es sich nett, mitten in der Innenstadt auf 47 Quadratmetern, warm für 1068 Euro im Monat all inclusive. Wer sich das nicht leisten kann: Die Wohnung ist WG-tauglich. Also sucht man sich noch jemanden und bewohnt dann gemeinsam 47 Quadratmeter für jeweils 534 Euro im Monat. Wenn man lieber alleine bleibt, ist vielleicht auch dieses 26 Quadratmeter große Schmuckstück für 589 Euro all-in was. Der Bafög-Höchstsatz beträgt übrigens aktuell 670 Euro.

Die Stadt Bonn kündigte das Bauprojekt im Jahr 2010 als Investition in “Studentenwohnungen” an. Auch die Firma, die hinter dem Projekt steht, bezeichnet sich schon in ihrem Namen als studentshome. Wer hier einzieht, kann sich wahrscheinlich auch jede andere Wohnung in Bonn leisten und wer, der 589 Euro im Monat für die Warmmiete in einer Wohnung zur Verfügung hat, zieht in 26 Quadratmeter ein? In my humble opinion nur jemand, der dringend etwas sucht, das nötige Geld von zuhause bekommt und dann schnell etwas anderes sucht. Aber das Angebot richtet sich natürlich auch an Mitarbeiter der Universität Bonn, so steht es zumindest auf der Homepage des Anbieters.

Der größte Witz ist allerdings, dass es in Bonn auch leerstehende Gebäude gibt, teilweise im Besitz der Stadt. Im Herbst kommt der doppelte NRW-Abiturjahrgang an die deutschen Unis und dann wird wohl auch das studentshome erst mal voll ausgelastet.

Kommentare

Christian sagt:

Bin so froh, dass ich während meiner Bonn-Zeit nicht umziehen muss(te).

Moritz sagt:

Mit meinen beiden Wohnungen in Bonn hatte ich mordsmäßiges Glück. Die erste Wohnung gehörte einem Altersheim, die Starkstromleitung für den Herd hatte der Vormieter selbst gelegt und bis auf die Fenster war nichts jünger als 30 Jahre – 390€ warm für 48m². Die zweite Wohnung war deutlich größer und 140€ teurer und lag an der Autobahn, war aber auch noch bezahlbar. Aber wir haben uns auch überteuerte Bruchbuden und “charmante Altbauapartments” mit Klo im Treppenhaus angeguckt.

Das Problem betrifft ja fast alle Unistädte, mal mehr, mal weniger. Heidelberg ist berühmt für seine absurden Wohnungspreise, Hamburg tendenziell noch schlimmer. Bei uns ziehen jetzt die Amerikaner ab und das Studentenwerk liefert sich einen verbissenen Kampf mit großen Investoren um die frei werdenden Gebäude.

Diese teuren “Wohnheime” sind m.E. nicht nur für Leute die wirklich dringend was brauchen, sondern eben auch für die bequemen Reichen, die aber nicht ins Studentenwerk zu den Hippies wollen – Juristen, Mediziner und so. Ich kann mir gut vorstellen dass es dafür einen lukrativen Markt gibt.

theomix sagt:

Also, der Bericht “gefällt mir”. Nicht die Lage…

Auch in bin momentan froh einen Mietvertrag zu haben und nicht umziehen zu müssen.

Schreibe einen Kommentar