Tag: 9. Juli 2013

Auftragsbloggen

Es ist ja kein großes Geheimnis, dass meine Studienstadt Bonn ist und dass ich hier Geschichte studiere. Weil Anke Gröner gerade überlegt ihr Studienfach zu wechseln und an der LMU München Geschichte zu studieren, guckte ich mal wieder im Self-Assessment-Center der Uni Bonn vorbei. An der LMU München gibt es nämlich für alle BAs einen Eignungstest (durch den ich höchstwahrscheinlich durchgefallen wäre, Anke hat mir die Fragen, die sie im Kopf behalten hat – und das sind einige, ich habe Hochachtung vor deinem Gedächtnis! – geschickt). An der Uni Bonn ist dieser Eignungstest nicht verpflichtend, sondern freiwillig – was schon mal gut ist. Gut ist allerdings auch, dass es den vor meinem Studienbeginn noch nicht gab; ich hätte mir sonst vielleicht noch mal überlegt, hier zu studieren.  (mehr …)

Ich lese gerade Henry David Thoreau…

…und wollte Ihnen folgende Zitate aus seinem Essay “Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat” nicht vorenthalten:

Wir sagen gewöhnlich, die Masse der Menschen sei unreif; aber dieser Zustand bessert sich nur deshalb so langsam, weil die >Wenigen< nicht wesentlich besser oder klüger sind als die >Vielen<. Es ist nicht so wichtig, daß die große Menge ebenso gut ist wie ihr, sondern daß es überhaupt irgendwo vollkommene Güte gibt; denn das wird die Masse mitreißen. Es gibt Tausende, die im Prinzip gegen Krieg und Sklaverei sind und die doch praktisch nichts unternehmen, um sie zu beseitigen; die sich auf den Spuren Washingtons oder Franklins glauben und zugleich ruhig sitzen bleiben, die Hände in den Taschen, sagen, sie wüßten nicht, was zu tun sei, und eben auch nichts tun; Menschen, für die die Frage der Freiheit hinter der des Freihandels zurücktritt und die nach dem Essen in aller Ruhe die Tagespreise zugleich mit den letzten Nachrichten aus Mexiko lesen und vielleicht über dieser Lektüre einschlafen.

Und weiter:

Der Mensch ist nicht unbedingt verpflichtet, sich der Austilgung des Unrechts zu widmen, und sei es noch so monströs. Er kann sich auch anderen Angelegenheiten mit Anstand widmen; aber zum mindesten ist es seine Pflicht, sich nicht mit dem Unrecht einzulassen und wenn er schon keine Gedanken daran wenden will, es doch wenigstens nicht praktisch zu unterstützen. Wenn ich mich mit anderen Gegenständen und Betrachtungen befassen will, dann muß ich mindestens darauf achten, daß ich dabei keinem anderen auf dem Rücken sitze. Ich muß ihn schon freigeben, daß auch er seinen Belangen nachgehen kann. […] Dem Soldaten, der sich weigert, in einen ungerechten Krieg zu ziehen, spenden dieselben Leute Beifall, die sich nicht weigern, die ungerechte Regierung zu stützen, die diesen Krieg verursacht hat; es sind dieselben Leute, deren Handlungen und Auftrag der Soldat ignoriert und für nichtig erklärt; es ist gerade, als ob der Staat so reuig sei, daß er jemanden bestellt, der ihn geißeln soll, wenn er sündigt, doch so reuig auch wieder nicht, daß er auch nur für einen Augenblick damit aufhörte. So bringt man uns im Namen der Ordnung und der Zivilisation dazu, uns schließlich unserer eigenen Bösartigkeit zu beugen und sie zu unterstützen.

Geschrieben hat Herr Thoreau das 1849. 1983 hat ihn Die ZEIT abgedruckt.