Niemand, der dir sagt wieso

Es gibt so Tage, die sind das was man allgemeinhin als scheiße bezeichnen kann. Mein Tag war in punkto zwischenmenschlicher Beziehungen scheiße. Er war so scheiße, man glaubt es kaum. Dabei hatte er gut angefangen, was wahrscheinlich daran lag, dass ich mich gut abgedichtet in einer Kabine vor den meisten Menschen verschanzt hatte und dass das, was ich auf dem Weg bis zur Bushaltestelle traf, glücklicher Weise kein Mensch war, sondern ein voll cooler Erpel, der vor unserer Bib mittagpauste.

(vgl. Tier)

Kurze Zeit später ging es aber los. Ich stellte mich beim unfähigen Bäcker hinter einen unfähigen Menschen, der von einem armen, ausgebeuteten Schüler bedient wurde. Dieser Schüler war ganz allein im Laden. Bald gesellte sich ein aufgeregtes altes Etwas zu uns, das die gesamte Zeit über hektisch zu mir rüber schielte, ich dachte mir meinen Teil und nahm mir vor zu eskalieren, wenn meine Vermutung stimmen sollte. Anscheinend habe ich trotz oder gerade wegen meiner ausgeprägten Misanthropie doch ein wenig Menschenkenntnis mitbekommen. Jedenfalls bestellte ich als das ältere, aufgeregte Etwas anfing zu poltern, dass es eindeutig vor mir dran war. Das verneinte ich, worauf es mir wohl unterstellen wollte, dass ich log. Tat ich nicht und eskalierte. Das aufgeregte, ältere Etwas war danach wohl von mir eingeschüchtert. Ziel erreicht, ich ließ es seinen Kaffee bestellen. Danach bedankte es sich 400 Mal, dass ich es vorgelassen hatte.

Kurze Zeit später saß ich in einem Seminar mit meiner Lieblingsfreundin, die mich auch schon am Wochenende auf die Palme gebracht hatte. Glücklicher Weise weiß ich mittlerweile, dass ich nicht mehr lange mit ihr unter einem Dach studieren muss – wobei, deswegen ist Berlin als Studienort jetzt für mich gestorben. Während des Seminars ächzte ich meiner Nachbarin ein paar Mal zu, mein Hirn würde jetzt gerade gerne seinen Dienst quittieren.

Zur Entspannung wollte ich ein wenig pubquizzen. Wegen des sommerlichen Wetters war davon auszugehen, dass wenige Menschen sich dorthin setzen würden, wo ich es vorzog mich niederzulassen. Nein, hinter mir saß der Prototyp aus der Alldays-Werbung, allerdings handelte es sich dabei nicht um Elfen sondern um diese Art hyperaktive Seilchenspringerfrau. Sie wussten alles besser, waren sich sicher, dass die Mikrowelle auf jeden Fall in den 60ern und die Pille in der DDR erfunden worden seien. Als sie mir am Ende ein “bis zum nächsten Mal” ins Gesicht wieherten, fügte ich in Gedanken zu: “auf eurer Beerdigung”.

Nach dem heutigen Tag bin ich vollkommen überzeugt, dass Misanthropie die einzige Philosophie ist, nach der es sich zu leben lohnt.

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