Montag. Im Seminar sitzen Corps-Studenten und erzählen von ihrem Corps. Frauen, respektive Freundinnen der Corpsstudenten, dürfen während des Semester nicht einfach so zu Besuch aufs Haus kommen, weil dass die, die etwas vernünftiges machen, stören würde. Fechten ist ein Bestandteil des Corpsleben, aber nicht der ultimative. Zum Fechten braucht man Mut, den man sonst in der heutigen Gesellschaft eigentlich ja nicht mehr braucht. Damit man dem Corps etwas zurückgeben kann, ficht man halt. Man trainiert besser vorher, weil es sonst zu unschönen Verletzungen kommen kann. Spagetti Bolognese in der Mensa, Südosteuropa im 2. Weltkrieg im Seminar. Beim Pubquiz ist das Pub so überfüllt, dass die Getränke erst nach 45 Minuten kommen. Die Gruppe mit dem Maurerdekolleté gewinnt 425 Euro. Wir kennen die europäischen “leader” des Jahres 2009 nicht.
Dienstag. Arbeit, schlafen.
Mittwoch. nichts.
Donnerstag. Klausur. Lerne Jan Christian Smuuts kennen.
Freitag. 2 Stunden Schlaf, dann besteige ich den Bus gen Frankreich. Der Bus hat ParkettLaminatboden und es gibt ein Lunchpaket. Nachmittags kommen wir in Versailles an. Die französische Shoppingmall sieht von außen sehr heruntergekommen aus, von innen ist sie allerdings formidable. Ich esse ein Éclair, worauf mir brennend heiß einfällt, dass das wie Windbeutel schmeckt und ich Windbeutel nicht mag. Danach gibt es Essen und dann geht es in die Hotelbar, wo lustige Geschichten aus dem Leben des Dozenten gegeben werden, wir mehr über Schlangen und Krokodile in den USA erfahren und irgendwann verschwinden wir alle aufs Zimmer. Grandioser Weise kriegen wir den ZDF infokanal im Zimmer, wo wir den Rest der grandiosen Knopp-Doku “Hitler und das Geld” sehen können – wenn man halt schon mal in Frankreich ist.
Samstag. Versuche mich am erstaunlich reichhaltigen französischen Frühstück. Begebe zwei kapitale Fehler: 1. versuche ich mir ein Ei zu kochen, das allerdings äußerst schwierig aus dem Eierkocher zu entfernen ist und entgegen meiner Erwartungen nach 7 Minuten immer noch äußerst weich ist und 2. probiere ich französische Orangenmarmelade, die mich schlagartig weckt und mir vor die Geschmacksnerven führt, dass französische Orangenmarmelade ähnlich schmeckt wie englische: nämlich gar nicht. Dann geht’s ins Schloss. Entgegen unseres eigentlichen Anliegens erfahren wir einiges über die Erbauer und ursprünglichen Bewohner des Schlosses. Eine Ausstellung zum Friedensvertrag gibt es nämlich nicht. Der Schreibtisch, an dem das Stück unterzeichnet wurde, stand vor ein paar Wochen mal da, aber der ist inzwischen weggeräumt. Dafür fühlt sich das Häkelschwein im Spiegelsaal allerdings sichtlich wohl:
Danach geht es weiter nach Compiègne, einer der Städte, die nah genug an dem Waldstück liegen, an dem am 11.11.1918 und am 22.6.1940 die Waffenstillstände unterzeichnet wurden. Vorm Museum steht ein Panzer aus dem 1. Weltkrieg:
Drinnen steht ein Waggon, aber das ist nicht der Originalwaggon, denn den haben die Deutschen zu Beginn des Jahres 1945 kaputt gemacht. Im Museum riecht es muffig und auch museumsdidaktisch könnte man aus dem Sammelsurium dessen, was man da alles zusammengetragen hat, viel mehr machen. Aber einfach alle Uniformteile und Helme nebeneinander aufzuhängen geht natürlich auch. Im Museumsshop kann man dann Karten kaufen, die sich schon wellen. Und wenn man dann zurück zum Parkplatz geht, läuft man zwangsweise hier dran vorbei:
(der tote Vogel da ist übrigens der Reichsadler, der von einem Schwert, das man nicht richtig gut sehen kann, durchbohrt wird)
Weiter geht es gen Reims, wo wir die Kathedrale besichtigen und danach Essen gehen. Wir italienisch. Italiener wollen kein Trinkgeld von uns. Dann entdecke ich zu meiner großen Freude noch den Sherlockpub und dann geht es auch schon ins Bett.
Sonntag. Wir stehen früh auf. Heute soll es noch nach Verdun, eine Krankheit verhindert jedoch, dass wir rechtzeitig zur Führung in Verdun sind (Sie glauben nicht wie viele Witze während dieser Fahrt mit dem Wort führen gemacht wurden). Die Stadt Verdun an sich ist sehr schön. Wir sind aber nun mal auf Exkursion und schauen uns daher Bombenkrater, Soldatenfriedhöfe und diverse Denkmäler an, die so herumstehen. Am meisten beeindruckt mich allerdings das Dorf, das nicht mehr steht, weswegen im Wald nur noch kleine Pfeiler auf das hinweisen, was ursprünglich mal da war:
Das ganze Wochenende war wahnsinnig kalt. Es geht in den Bus nach Bonn, wo wir gegen 18 Uhr ziemlich fertig ankommen.
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