Montag. Ich verbringe den Vormittag vorm Netz, ohne besonders produktiv zu sein. Auch heute ist kein Mietvertrag im Briefkasten. Am Nachmittag besuche ich ein Sommerfest für meine Kommilitonen und mich, das ich erst um zehn Uhr wieder verlasse, weswegen es in dieser Woche kein Pubquiz für mich gibt. Ich bin begeistert darüber, wieviele Radler ich trinken kann ohne besonders beschwipst zu werden.
Dienstag. Zahnspangenkontrolltermin. Alles top, man hat allerdings vergessen mich zu röntgen. Ähm ja. Also darf ich mal wieder geröntgt werden. Danach setze ich mich ins Café und werde umgehend dort angeschnorrt. Den Herren kenne ich, er ist im Bus immer äußerst unfreundlich, dann packt er allerdings eine Story von seiner Frau, die mit HIV im Endstadium im Krankenhaus läge, aus und dann hat er mich. Denke im Nachhinein generell über Schnorren nach, komme aber zu keinem Ergebnis für mich selbst, weswegen ich das wohl weiterhin situationsbedingt entscheiden werde. Danach gehe ich ein letztes Mal zu Bouvier. Es ist schon sehr leergefegt und am Schalter höre ich, wie sich eine Frau beklagt und sagt: “Da in Ihre Filiale am Markt, da geh ich aber nicht mehr, die finde ich nicht gut. Tut mir leid, aber da gehe ich lieber zur Konkurrenz.” Frage mich, ob man das jemandem sagen muss, der wahrscheinlich in zwei Wochen seinen Arbeitsplatz nicht mehr hat. Am Markt will ich 500 Gramm Kirschen haben und sehe genau, dass es ausgewogen nur 450 Gramm sind, ich aber trotzdem 2,50 Euro bezahlen darf. Ich sage aber nichts. Zuhause liegt ein großer Briefumschlag im Briefkasten. Es ist nicht der Mietvertrag.
Mittwoch. In NRW beginnen am Freitag die Schulferien, deswegen habe ich auf der Fahrt zum Bahnhof eine Kindergartengruppe im Bus, die wirklich jeden Platz im Bus besetzt. Ich mag Kinder, echt, aber nicht in diesen Mengen und vor allem nicht vor neun Uhr morgens. Es ist dann schon interessant zu beobachten, welches Kind eher still ist, welches Kind eher laut, welches kluge Fragen stellt, welches einfach schlafen will, welches einfach seinen Sitznachbarn schlagen will, aber als sie dann anfangen zu singen “Ich kenne eine Frau, die hat Augen aus Kakao, die Beine sind aus Leberwurst und diese Frau heißt ZipzippelippZipelonia” und das 15 Minuten lang – dann möchte ich Oropax. Auf dem Bahnsteig begegne ich dann etwas älteren Schülern, deren Nervpotential aber genauso hoch ist. Mittags rufe ich mal wieder beim potentiellen Vermieter an und erhalte die Auskunft, er wäre gerade nicht da, man würde ihm mein Anliegen ausrichten und er zurückrufen. Geschieht bis Ende des Tages nicht. Werde paranoid. Beginne mit der dritten Staffel The Good Wife, die ich vorher aus der Packstation gezogen habe.
Donnerstag. Ich hasse Fahrradfahrer auf Gehwegen, die aggressiv Fußgänger anklingeln. Vor allem, wenn diese Fußgänger seit drei Uhr morgens wegen Paranoia wach sind und den Tag mit vier Folgen The Good Wife begonnen haben. Am Bahnsteig steht die nächste Schulklasse und weil der RE5 mal wieder Verspätung hat, beginne ich zu beobachten und stelle fest, dass es die Prototypen von Oberstufenschülern weiterhin gibt:
– der coole Klassenheld
– die Strebermädchen
– der doofe Nerd, dem man, wenn er es nicht merkt, die leere Fantaflasche in die Kapuze legt.
– die durchgestylten Mädels, die gegenüber den Lehrern/Lehrerinnen immer total brav und kotzfreundlich sind, aber richtig mies abziehen können.
Ich lerne, dass Jugendliche heute ein erhöhtes Interesse an Filmschnitt zeigen. Wäre gerne etwas mehr Generation Youtube. Ich rufe mal wieder beim Vermieter an und erreiche zunächst wieder niemanden. Dann ruft er zurück und schickt mir irgendwas blanko-mäßiges. Seine Unterschrift habe ich damit immer noch nicht, aber immerhin. Darauf erst mal ein Café al sorbet und weil’s so schön war noch ein Fro(zen) Yo(gurt).
Freitag. Ich fahre arbeiten und ärgere mich über die Löcher, die gerade überall in Bonn auftauchen. Eigentlich soll mein Bus nämlich schon seit 14 Tagen wieder die normale Route fahren, aber weil ständig irgendwo Löcher im Boden auftauchen, verschiebt sich der Starttermin für die normale Route regelmäßig. Ich fahre abends ins Sauerland, wo es erstaunlich kühl ist, sodass ich um 23:30 Uhr in eine Wolldecke eingehüllt am Tisch sitze. Essis Somma, ker, da mussman draußn sitzen – egal welche Temperatur!
Samstag. Es sieht verdammt schrecklich nach Regen aus. Gegen Mittag klart es dann auf und es wird richtig warm, sodass ich spontan einen neuen Badeanzug, eine Schwimmbrille und ein Zelt kaufe, das mir wiederum sofort vom Herrn abgekauft wird. Weil ja so schönes Wetter ist, darf das Auto ins Autofreibad und ich teste direkt mal meine neue Schwimmbrille. Dann gibt es Kuchen und Kaffee, das in Grillen übergeht, weswegen ich gegen 19 Uhr, nachdem ich noch eine kurze Einführung in die Benutzung von Dropbox gegeben habe, in mein Auto rolle. Weil ich aber noch einen kurzen Zwischenstop einlegen muss, bei dem ich netter Weise noch auf die Terrasse eingeladen werde, bin ich erst gegen halb elf in Bonn. Gucke weiter The Good Wife, weil – keine Ahnung.
Sonntag. Früh aufstehen und dann doch etwas zu spät ankommen. Frau Sero und ich gehen nämlich heute Farben laufen. Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob ich die angekündigten 5 Kilometer wirklich joggen kann/will (das letzte Mal war ich im Februar joggen). Am Start angekommen gibt es erst mal das Ausstattungspaket und einen Moderator, der von seinem Ballettlehrer Klaus erzählt. Verbuche ich unter merkwürdig. Genauso merkwürdig ist es, dass für die – laut Veranstalter – 9000 Starter im Startbereich ganze vier Dixieklos stehen. In beginnender Mittagshitze um 11 Uhr geht es nach mehreren komischen Einheizversuchen vom Moderator, der wahrscheinlich beim Bewerbungsgespräch für die Stelle “Junger Mann zum Mitreisen gesucht” nicht genommen wurde, los. Problem: etwas zu viel Wasser getrunken, etwas zu heiß, etwas zu unsportlich. Aber aus unerfindlichen Gründen laufen wir laut der runtastischen Liveaktivität auch nur 3,5 Kilometer, was für meine Kondition noch einigermaßen vertretbar ist.
Danach gibt es eine Party Marke “All-in Urlaub”, noch etwas Farbe und dem mantra-artig wiederholtem “Endorphine statt Amphetamine!”. Doch, war lustig und bunt. Nächstes Jahr vielleicht dann lieber als freiwilliger Wegposten, der andere mit Farbe bewirft.
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