Rund um die Bundestagswahl herum kamen eine Hand voll Bücher heraus, die sich mit dem politischen Berlin beschäftigen. Zwei davon habe ich gelesen bzw. gehört und werde jetzt mal meinen Senf dazu abgeben.
Markus Feldenkirchen – Keine Experimente (Kindle Version)
Markus Feldenkirchen fand ich als Sidekick bei Stuckrad-Barre schon sehr gut (und, ja, meinetwegen ist er auch schon ein ziemlicher Eye-Candy). Herr Feldenkirchen bewegt sich jedenfalls im politischen Berlin und ist aktuell Autor im SPIEGEL-Hauptstadtbüro. Das Schlimme am zweiten Buch von Herrn Feldenkirchen ist ja, dass es im Sauerland spielt und ein bisschen (nur ein klitzekleines Bisschen) in Bonn – und, dass er sich der ein oder anderen Wahrheit über das Sauerland bedient. Glücklicher Weise hat Herr Feldenkirchen den Wahlkreis seines Protagonisten im Olper Sauerland angelegt, aber, nun ja, man könnte das Ganze wahrscheinlich 1:1 auch auf das Hochsauerland übertragen. Und ich möchte hier mal sagen, dass ich öfters nur peinlich berührt nicken musste und dass mir dieser Protagonist in Teilen bekannt vor kam, auch wenn er recht naiv gezeichnet ist. In jedem Fall ist er erzkonservativ und das lebt er in erster Linie in seiner Familienpolitik aus. Berlin ist da ja eher ein gefährlicheres Pflaster und so fängt der Roman auch damit an, dass Frederik Kallenberg verschwindet. Man weiß auch lange Zeit nicht, ob er nun tot ist oder nicht, nur wie es bis dahin kommen konnte, das erfährt man im Verlaufe des Buchs. Ich dachte mir beim Lesen übrigens, dass es wahrscheinlich von den meisten Menschen als hoffnungslos überzeichnete Satire verstanden werden wird (bei der einen oder der anderen Figur würde ich das wohl auch unterschreiben), aber das Sauerland ist schon sehr gut getroffen – und das Buch liest sich flott weg.
Markus Feldenkirchen, Keine Experimente, Kein & Aber, ISBN 978-3036956718, 22,90 Euro.
Jan Faber – Kalte Macht (Hörbuch-Edition)
Eine junge (und auch hier) leicht naive junge konservative Politikerin wird im Bundeskanzleramt zur Staatssekretärin berufen. Ihr Auftrag hier ist, die Strukturen im Kanzleramt zu analysieren und Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, tatsächlich hätte die amtierende Kanzlerin aber gerne jemanden, der sie genau über die Verbandelungen im Amt aufklärt, natürlich, um ihre Macht zu sichern. Dann geht’s los: direkt zu Beginn bekommt Natascha Eusterbeck unmissverständlich klar gemacht, dass sie nicht erwünscht ist. Droh-E-mails landen auf ihrem Rechner, der Kanzleramtschef macht ihr beim Mittagessen in großen Gesten klar, dass sie unerwünscht ist. Natascha Eusterbeck bleibt stur und schluckt weiter Ephedrin. Dann stößt sie auf einen Skandal, der in der Vergangenheit liegt und hochbrisant ist – und ab da nimmt das Buch dann Fahrt auf. Jan Faber, anscheinend wohl Politikberater mit einigem Insider-Wissen, schreibt flüssig. Gruselig ist das Buch, weil man die Parallelen zur tatsächlichen deutschen Politik schnell erkennt und sich irgendwann fragt, was Fiktion und was Wahrheit ist. Empfehlenswert. Nicht so ganz empfehlenswert ist das Hörbuch, das von Kai Wiesinger gelesen wird – und zwar ohne, dass sich in der Sprechweise der einzelnen Charaktere etwas ändern würde. Teilweise wirkt es echt monoton – und, das hat mich besonders gestört, er liest das Wort “Banker” deutsch.
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