Kategorie: Studienfach

Anfangen aufzuhören

Dieses Studium sollte eigentlich schon seit einem Jahr beendet sein. Ist es nicht. Ist es nicht, weil es das Ende ist. Dann ist es vorbei. Eigentlich ist es schon vorbei – mehr als vier Semesterwochenstunden hatte ich im letzten Jahr nicht mehr. Und dann will man fertig werden, aber warum denn? Dann ist man ja fertig. Dann muss man sich ja wirklich mal mit dieser Welt beschäftigen und erwachsen werden. Angst. Und außerdem: die Themen. Die sind alle doof. So eine Abschlussarbeit soll ja auch schick sein und nicht zum hundertsten Mal langweiliges Zeug wiederkäuen. Doof nur, dass alle Ideen, die ich habe, schon irgendwer anders hatte. Also doch nur langweiliges Wiederkäuen. Und darf man das überhaupt? Weil das ist ja gar nichts Eigenständiges. Aber es ist halt auch keine Dissertation. Und dann immer diese Zahl: 80 Seiten. Ich habe in meinem Leben noch nie 80 Seiten am Stück geschrieben. Ich habe es schon gehasst Hausarbeiten über zwölf Seiten zu schreiben. Bei der Bachelorarbeit ging das, warum auch immer. Jetzt geht das nicht. Wie soll ich denn mehr als 30 Seiten schreiben? Und wie strukturiere ich das denn? Und wie viel Theorie soll ich da rein packen und warum suche ich mir immer Themen aus, die eher heikel sind? Und warum eigentlich muss ich überhaupt aufhören zu studieren? Warum kann ich eigentlich nicht Langzeitstudentin werden? Argh. Und dabei habe ich das doch eigentlich alles in den letzten fünf (fast sechs) Jahren gelernt. Warum kann ich das denn nicht? Argh.

Der unrebellische, tiefstapelnde Grottenolm oder: mein Tag im Hass

Ein äußerst putziger Grottenolm, der für eine schlechte Metapher herhalten musste.  Foto:

Ein äußerst putziger Grottenolm, der für eine schlechte Metapher herhalten musste.
FotoArne Hodalič, CC-BY-SA 3.0

Während ich heute als gute Studentin “gut vernetzt” meine “soziale Kompetenz” pflegend durch facebook lief, stieß ich auf ein facebook-Posting der FAZ, die meinte, die Studenten von heute seien „Grottenolme am Badesee ohne Weltanschauung, die vor lauter Geschwafel vergessen, auch mal Widerstand zu leisten und deren einziger Antrieb die Aussicht auf den öffentlichen Dienst zu sein scheint.” Sieben FAZ-Autoren würden sich arge Sorgen um mich machen und versuchen mich aufzuwecken (Studenten schlafen ja gerne länger, so das gängige Klischee). Ich schaute an mir herunter und konnte spontan nicht entdecken, dass ich zum Grottenolm mutiert war. Und was für ein Grottenolm wäre ich denn? Die bei Studenten allseits beliebte Wikipedia weiß: “Der Grottenolm ist ein als dauernde Larvenform in Höhlengewässern lebender europäischer Schwanzlurch und die einzige Art der Gattung Proteus.”  (mehr …)

La semaine 6 en 2014

ellebil1

Blumen für ellebils Mitbewohnerin.

Montag. Eigentlich wäre heute meine letzte universitäre Veranstaltung, aber dazu komme ich später noch. Weil ich mich nach dem Seminar nämlich vergewissere, dass ich doch keine schriftliche Ausarbeitung zu einer 40-seitigen Quelle zum Thema Kriegsschuldfrage machen müsste, durch das Hauptseminar, das in meinem Fall eigentlich eine Übung ist, falle ich also schon mal nicht durch. Trotzdem hätte ich es nicht besuchen müssen. In Erwartung meiner abendlichen Buchung, muss ich mich dringend ablenken. Und das geht nicht so besonders gut, wenn ich essen gehe. Ich muss laufen. Also laufe ich zuerst zur Post, die leider meinen Kaffee-Tumbler nicht hat und damit steht fest, dass er wohl weg ist. Wie gut, dass direkt neben der Post ein Starbucks ist. Oder auch nicht. Jedenfalls habe ich jetzt einen neuen Tumbler in den aber nur ein Grande-Starbucks-Kaffee passt. Dann gehe ich in den Douglas und lasse mir mal wieder Mac-Produkte andrehen, weil meine Pickel müssen heute Abend ja nicht so hervortreten, ich werde ja fotografiert werden. (mehr …)

Shit the past says

Die Rückbetrachtung von Zeit bringt ja immer interessante Sichtweisen zu Tage. Man hat da ein gewisses Bild. Umso interessanter ist, dass Willi Zwo gar nicht so böse war, wie er gelegentlich heute gesehen wird. Zumindest fanden das einige Zeitgenossen so:

“In 1911 the president of the University California at Berkely, Germanist Benjamin Ide Wheeler, had nominated Kaiser Wilhelm II for the Nobel Peace Prize. In 1913, a spate of articles in Germany and abroad labelled him the Friedenskaiser, ‘Emperor of peace’. In June that year, the New York Times published a long article by Alfred Fried, founder of the German peace movement, who wrote:

His glory as a man of peace, great enough now, will become greater, and his wish to figure in history as a hero of peace will be fulfilled. And historians of the future, in a position to appreciate fully this great and restless epoch through which we are passing … such historians will speak of Wilhelm II as the compelling force in that process of change and will bestow upon him the title of ‘The Great Conciliator’.”

EMERSON, Charles: 1913: The World before the Great War, London 2013, S. 77.

Und nun lehne ich mich zurück und warte auf das Eintreffen von Godwin’s Law.

Was ist des Deutschen Königskind?

Da die Mountbatten-Windsors sich gerade wieder personell erweitern, finden sich in deutschen Tageszeitungen immer mal wieder Artikel darüber, wie “deutsch” die britische Adelsfamilie denn nun ist und dass das neueste Familienmitglied ja auch ein paar Tropfen deutsches Blut abbekommen dürfte (kann mal bitte ein Biologe erklären, dass es sowas wie “deutsches Blut” gar nicht gibt?).

In der Tat ist es so, dass die aktuelle Royal Family der Briten ein paar “deutsche” Vorfahren zu bieten hat. Ob man die aber tatsächlich als “Deutsche” bezeichnen kann, darüber kann man sich sehr gut streiten, denn: als im Jahre 1714 Georg I. von Braunschweig und Lüneburg (ein paar weitere Titel hatte er auch noch) den Thron von Großbritannien und Irland bestieg, gab es noch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Heiliges Römisches Reich? Zwar kommt das Wort “Deutsch” auch mal vor, aber, um mal die Wikipedia zu zitieren:

Aufgrund seines vor- und übernationalen Charakters entwickelte sich das Reich nie zu einem Nationalstaat oder Staat moderner Prägung, sondern blieb ein monarchisch geführtes, ständisch geprägtes Gebilde aus Kaiser und Reichsständen mit nur wenigen gemeinsamen Reichsinstitutionen.

Will heißen: die Wahrscheinlichkeit, dass sich Georg I. als “Deutscher” empfand, dürfte eher gering gewesen sein. Georgs Urururenkelin Victoria sprach Deutsch, weil sie eine “deutsche” Mutter hatte. Auch hier ist die Bezeichnung “Deutsch” eher schwierig, weil das Heilige Römische Reich Deutscher Nation 1806 aufhörte zu existieren und danach zwar ein Wunsch nach Einigkeit und Recht und Freiheit entstand, man von einer “deutschen” Nation tatsächlich aber erst mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 sprechen kann. Als Victoria 1819 geboren wurde, war der Wiener Kongress – und damit die Neuaufteilung Europas – gerade mal vier Jahre her und “Deutschland” bestand immer noch aus einem Flickenteppich an souveränen Einzelstaaten.

Nun heiratete aber eben jene Victoria Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, also jemanden aus einem deutsch-sprachigen souveränen Einzelstaat. Sollte mit “Deutsch sein” irgendwelche Werte verbunden sein, so macht zumindest Victorias Enkel Wilhelm II. deutlich, dass “Deutsch sein” in Großbritannien dann etwas anders aussehen dürfte. Wilhelm soll zwar der Lieblingsenkel Ihrer Majestät gewesen sein, seine Mutter, die britische Prinzessin Victoria (kreativ sind diese Adeligen in ihrer Namensgebung ja nie gewesen) sah aber schon in den Erziehungsidealen in Großbritannien und Preußen große Unterschiede:

„Ich zittere bei dem Gedanken, wie meine heranwachsenden Jungen sich schließlich entwickeln werden. Die Verhältnisse hier und ein preußischer Hof scheinen ja geschaffen, um die Schwächen besonders zu nähren, die mich an meinem Willy so oft kränken […] Unsere Kinder werden allgemein ob des großen Missgeschicks bedauert, mich mit meinen ‚unglücklichen englischen Ideen und unpreußischen‘ Gesinnungen zur Mutter zu haben. Die Leute glauben, sie könnten nicht gut geraten […]. Ich will nur, dass meine Kinder aufwachsen gleich meinem Fritz, meinem Vater, gleich Dir und so unähnlich als möglich dem Rest der königlich-preußischen Familie.“ (Herre, Franz, Kaiserin Friedrich – Victoria, eine Engländerin in Deutschland, Stuttgart 2006, S. 157f, Zitat für den Blogeintrag ungeprüft aus der Wikipedia übernommen.)

Im Ersten Weltkrieg entledigten sich die “Deutschen auf dem britischen Thron” dann ihrer deutschen Titel. Der aktuelle König Georg V. sprach auch schon Englisch ohne deutschen Akzent. Dummer Weise hatte er mit Maria von Teck eine Deutsche geheiratet, die während des Krieges bei der britischen Bevölkerung natürlich nicht so besonders gut ankam. Dadurch, dass seine Großmutter Victoria ihre Kinder mal eben über Halb-Europa verheiratet hatte, führte Georg V.  Krieg mit seinem Cousin (Zar Nikolaus) und gegen seinen Cousin (Wilhelm II.). Um sich deutlich vom Cousin und den vermeintlichen deutschen Wurzeln zu distanzieren wurde am 17. Juli 1917 das Haus Windsor proklamiert und die deutschen Adelstitel abgelegt.

Als Georgs Enkelin Elizabeth II. 1947 Prince Philipp heiratete, hatte auch der deutsche Wurzeln, die aber ebenfalls 1917 bereits von Battenberg in Mountbatten übersetzt worden waren. Jetzt kann man natürlich den Standpunkt vertreten, dass da ja sehr viel kontinentales Blut durch die Venen des britischen Hochadels zirkuliert, inwiefern das aber irgendjemanden weiterbringt ist die andere Frage. Abgesehen davon: dass das aktuelle Royal Baby nur einen Elternteil hat, der gebürtig aus dem Hochadel stammt, dürfte ihm nur gut tun.

Auftragsbloggen

Es ist ja kein großes Geheimnis, dass meine Studienstadt Bonn ist und dass ich hier Geschichte studiere. Weil Anke Gröner gerade überlegt ihr Studienfach zu wechseln und an der LMU München Geschichte zu studieren, guckte ich mal wieder im Self-Assessment-Center der Uni Bonn vorbei. An der LMU München gibt es nämlich für alle BAs einen Eignungstest (durch den ich höchstwahrscheinlich durchgefallen wäre, Anke hat mir die Fragen, die sie im Kopf behalten hat – und das sind einige, ich habe Hochachtung vor deinem Gedächtnis! – geschickt). An der Uni Bonn ist dieser Eignungstest nicht verpflichtend, sondern freiwillig – was schon mal gut ist. Gut ist allerdings auch, dass es den vor meinem Studienbeginn noch nicht gab; ich hätte mir sonst vielleicht noch mal überlegt, hier zu studieren.  (mehr …)

My friends all drive Porsche I must make amends

Edit 10.6.2013: interessanten Hinweis eines Lesers erhalten. Die Dame, von der der unten verlinkten Spiegel-Artikel stammt, arbeitet bei der dpa, weswegen der Artikel, so oder so ähnlich auch noch bei RP Online, dem Kölner Stadtanzeiger und der Mittelbayerischen zu finden ist.

Samstagmorgenlektüre, die den Puls ganz schnell auf Betriebstemperatur bringt. SpiegelOnline veröffentlicht Plattitüden, die Geisteswissenschaftler (die meisten sind übrigens schöngeistige Akademiker – also quasi das studentische Äquivalent zum journalistischen Feuilleton) bei der Berufswahl helfen sollen.

1. Ich soll mir also Gedanken über mein Berufsfeld machen. Toller Tipp, wäre ich selbst nicht drauf gekommen. Eigentlich glaube ich die ganze Zeit, nach dem Studium einen privaten Förderer zu finden, der sein ganzes Geld in meine kruden Forschungsideen stopft. Naturwissenschaftler, Ingenieursstudenten und alle anderen Vernünftigen wissen natürlich immer ganz genau, was sie machen wollen. Biologen z.B. haben auch keine Probleme beim Jobfinden, das ist ein ausgemacht geisteswissenschaftliches Problem.

2. Für Geisteswissenschaftler sei es besonders wichtig die eigenen Stärken zu erkennen. Alle anderen, nun ja, die haben ja anständig studiert, die können so irgendwie mitschwimmen, die finden dann auch in jedem Fall einen Job, der muss sie dann nicht ausfüllen, Hauptsache das Geld ist da. In Feedbackkursen mit anderen sollen Geisteswissenschaftler am besten schon früh die eigenen Stärken erkennen. Durchaus ein nützlicher Tipp. Die Frage ist: gilt das jetzt nur speziell für Geisteswissenschaftler? Lohnt sich das nicht für alle?

3. Seminare zur beruflichen Orientierung besuchen. Herzallerliebst. Geisteswissenschaftler lernen ab Tag 1 ihres Studiums, sich Antworten auf die Frage “Und? Was machst du später mal damit?” zu überlegen. Zu Beginn des Studiums beantworten sie diese Fragen in aller Regel noch ernsthaft. Irgendwann passiert dann allerdings sowas. Außerdem: natürlich gibt es Leute, die sich nach dem Abitur erstmal an der Universität parken (und die gibt es wahrscheinlich in allen Fächern), die sind aber meist innerhalb von zwei Semestern wieder weg. Ich würde also generell bezweifeln, dass sich Geisteswissenschaftler KEINE Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen, wie der Artikel suggeriert. Nein, eigentlich sitzen die meisten, die ich kenne, zitternd vorm Kalender, der das Ende des Studiums anzeigt und wissen dabei schon recht genau, was sie können und was sie wollen – die Frage ist nur: will sie jemand?

4. Auch hier findet sich der vielzitierte Vorwurf, Bachelorstudenten wüssten nach ihrem Abschluss nichts mit sich anzufangen und hätten keinen Plan. Bachelorstudenten haben auch in den Geisteswissenschaften ein Wochenpensum zu bewältigen. Der Arbeitsmarkt für Geisteswissenschafts-BAs ist quasi kaum vorhanden, weil alle auf den MA hinterm Namen warten. Ich hatte während meines BAs Vorlesungen zum Thema “Historiker im Beruf”. Es kamen: Magister und vor allem Promovierte (gut, ich war auch einer der ersten BA-Jahrgänge, aber es hat sich bis heute nicht geändert). Also bleibt Folgendes: neben Hausarbeiten in den Semesterferien zu schreiben, sich um nichtbezahlte Praktika bemühen, gute Noten schreiben und den MA noch machen.

5. “Das Wichtigste ist rechtzeitig mit der Karriereplanung anzufangen.” Der nächste Jobtipp-Beratermist, der demnächst veröffentlicht wird, ist dann wahrscheinlich ein Interview mit einem Personaler, der ausdrücklich nicht an geraden Lebensläufen interessiert ist. Abgesehen davon, wahrscheinlich ist es auch für Naturwissenschaftler, Bauingenieure et alii (Come on, ich hab Latinum!) wichtig, zu wissen, was sie mal werden wollen, Praktika zu machen und sich über ihre Zukunft klar zu werden.

Fazit: wahrscheinlich nett gemeinter Artikel, der mir als Leserin aber wieder nur suggeriert, dass Geisteswissenschaftler minderwertige Schöngeister sind, die lieber im Elfenbeinturm rumhängen als “an sich zu arbeiten”, fürderhin also selbst Schuld sind, wenn sie nach dem Studium noch nicht mal mehr den Taxischein machen dürfen.

Historical fiction repeats itself

Aufmerksamen Lesern dieses Blogs könnte unter Umständen aufgefallen sein, dass mein Jahresvorsatz auch in diesem Jahr grandios in der zweiten Woche gescheitert ist. Das liegt in erster Linie daran, dass ich mir gleichzeitig vornehme, keine Vorsätze zu haben, sodass sich theoretisch immer mindestens ein Vorsatz, den ich fasse, erfüllt und – zum anderen – hatte ich mir da auch ein Buch ausgesucht, das es in sich hatte.  (mehr …)

Mit der Bitte um kurze Aufmerksamkeit

Als 2009 das Kölner Stadtarchiv einstürzte, war ich gerade aus dem ersten Semester meines Geschichtsstudiums raus und leicht unmotiviert, weil die erste Klausur für die es eine Note gab, nicht so richtig gut geklappt hatte. In zwei Proseminaren hatte ich aber von einem Neuzeitler und einem Alte Geschichtler genug gelernt, um zu wissen, was der Einsturz des Stadtarchivs für Folgen haben musste.

Wikipedia sagt, dass 90 Prozent des Archivgutes 2009 verschüttet waren. Mittlerweile lagert alles, was gerettet werden konnte, in Asylarchiven. Da kann und soll es aber nicht ewig liegen bleiben – vor allem, weil viele Archivalien erst in ihr Heimatarchiv zurückkehren müssen, bevor sie restauriert werden können.

Was bedeutet das jetzt für uns? Angenommen, wir (denn jeder, der will kann ein Archiv benutzen) hätten Lust darauf, das Kölner Stadtarchiv zu benutzen (um alte Akten zu lesen oder die Familiengeschichte vlt. näher kennenzulernen), geht das momentan kaum bis gar nicht. Es gibt das Digitale Archiv der Stadt Köln – das eine sehr tolle Einrichtung ist, aber und jetzt kommt das Aber: Historiker stehen auf gedruckte Bücher und andere Überreste der Vergangenheit. Urkunden im Original zu lesen oder Akten, die durch mehrere Hände gegangen sind, machen wir nicht nur, um uns elitär zu fühlen (hust), sondern auch, weil uns das Stück Papier ein wenig mehr erzählen kann als sein Digitalisat.  Und auf Echtheit prüfen (in Punkto Siegel etc. pp.) geht vor Ort natürlich viel besser – das dürften auch die zur Zeit wieder etwas in den Fokus gerückten Hitler-Tagebücher bewiesen haben.

Man könnte jetzt meinen, es wäre der Stadt Köln ein Anliegen, ihr Archiv möglichst schnell wieder aufzubauen. Es sieht momentan nicht danach aus. Weil die Zukunft des Stadtarchivs derzeit sehr wacklig ist, nutze ich diesen Blogpost dazu, höflich um die Unterzeichnung dieser Petition zu bitten.

Wenn Sie sich tiefer ins Thema eingraben möchten, empfehle ich Ihnen Herrn Schmalenstroer und Herrn Graf.

Kontrafaktische Geschichte

Meine letzte Hausarbeit schrieb ich über die Entwicklung der Biographie eines Mannes, der seit über 200 Jahren tot ist. Im 19. Jahrhundert war er so etwas wie ein britischer Nationalheld – was heißt so was wie, gerade im 19. Jahrhundert gab’s ja eigentlich nur Nationalhelden. Das führt dann soweit, dass Menschen, die sich in ihren einleitenden Sätzen zu seiner Biographie noch der absoluten Wahrheit verpflichtet hatten

It has been my object, in the following pages, to treat the individual of whom I write as a strictly historical character.

in der Bewertung der Person zu folgendem Schluss kamen:

I cannot tell what truth there may be in the story ; but of this I have little doubt, that, had the state of his health and the temper of his mind permitted him to embark upon the enterprise, the dependence of the United States on the mother-country would have been continued for at least another half-century.

Robert First Lord Clive gilt einigen übrigens bis heute als Begründer der britischen Macht in Indien und beging – wohl unter Einfluss von Opium – im Alter von 49 Jahren Selbstmord.

Online gelesen werden kann die überaus amüsante Biographie aus der ich zitierte in ihrer vollen Länge hier: https://archive.org/details/liferobertfirst00unkngoog. Mich erfreut es ja sehr, dass man so viel einfacher mit englischsprachigen Quellen arbeiten kann.