Schlagwort: emotionally fucked up

La semaine 6 en 2012

Montag. Ich beschließe nach vier Monaten mal wieder zum Friseur zu gehen. Ich hätte es lassen sollen. Die Dame, die in dem Laden arbeitet mit dem ich bislang immer gute Erfahrungen gemacht hatte, macht alle gute Arbeit ihrer Kollegen zunichte. Sie hält es für ein Verbrechen an der Menschheit, vier Monate nicht zum Friseur zu gehen und sieht sich außer Lage “Schnitt” in meine Haare zu bringen (das war mein einziger Wunsch). Es ist auch vollkommen unmöglich, meine Haare durchzustufen, denn dafür sind sie zu dünn (?). Ich war ja immer der Meinung, dass gerade das dünne Haare dadurch an Volumen gewinnen würden. Aber was Friseure können und so. Anstatt aufzustehen und zu gehen, entscheide ich mich dazu 1,5 Zentimeter von meinen Haaren zu verlieren. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass die Frau mir mindestens 3 Zentimeter innerhalb von fünf Minuten (länger brauchte sich nicht) abschnitt. Ich sehe jetzt immer noch blöd aus, aber sie hatte mir ja nichts anderes prophezeit. Abends treffe ich beim Geldabheben die Meckerliese. Die Meckerliese sitzt ab und zu mal bei mir im Bus und fühlt sich da von allem gestört. Wenn man sie zum Beispiel mit der Jacke streift, wird man direkt vor ein Kriegstribunal der Meckerliese gestellt. Die Meckerliese ist quasi ich, nur dass sie ausspricht was sie denkt. Heute sind wir ihr zu laut, weil sie eine Überweisung machen und sich konzentrieren muss und das geht nicht, wenn wir uns beim Geldabheben unterhalten. Beim Pubquiz verlieren wir mal wieder, kennen aber wenigstens 8 von 10 Stars in ihren 40ern.

Dienstag. Ich habe eine 8-stündige Schulung. Danach geht es auf den Geburtstag von Herrn Derix, den ich erst um halb 5 verlasse. Eigentlich wollte ich auch schon eher gehen, aber ich hatte Angst um den Seelenfrieden einer gewissen Dame.

Mittwoch. Aufgrund der Überanspruchung des vorangegangenen Tages bleibe ich bis 17 Uhr im Bett und gehe dann in den Ghetto-Netto. Das war dann auch der Höhepunkt des Tages.

Donnerstag. Immer noch überansprucht vom Dienstag, stehe ich um 15 Uhr auf und besuche dann die Wohnung eines Freundes. Der Freund sitzt glücklicher Weise auch drin. Dann fahre ich wieder nach Hause, wo es von der Nachbarin Pizza gibt, dann geht es wieder zur Einweihungsparty des Freundes.

Freitag. Ich verschlafe und bin infolgedessen erst um viertel vor 10 an meinem Arbeitsplatz. Abends geht es ins Kino. Benedict Cumberbatch anschmachten. Und Colin Firth. Und Gary Oldman. Benedict Cumberbatch hat die allerschlimmste deutsche Synchrostimme abbekommen, die man kriegen kann. Generell sollte man sich Benedict Cumberbatch nur im Original anhören.

Samstag. Ich fahre nach Holland.

Sonntag. Ich räume meine Wohnung auf und denke über mich und Facebook nach.

Das nennt man Bank. So einfach ist das.

Herzlichen Dank, Herr Schäuble.

Ich habe eine Bank. Diese Bank nervt mich. Sie schickt mir jedes Jahr im Frühling die freundliche Nachfrage, ob ich denn noch studieren tät. Dann schneide ich einen meiner 0,3 x 0,3 cm großen Bescheinigungsschnipsel aus, tüte ihn ein und schicke ihn der Bank. Ist ja auch voll okay, soll ja keiner in den genußvollen Besitz eines kostenlosen Girokontos kommen, der das nicht verdient hat. Ob ich das dadurch verdient habe, dass ich mich akademisch fortbilde, sei mal dahingestellt.

Dieses Kreditinstitut ist auch so nett und stellt mir eine Karte zum Abheben des Geldes zur Verfügung. Weil man eine gewisse Exklusivität vortäuschen will, bedruckte man diese mit einem dreistöckige Gebäude, das sieben Fensterachsen und ein Mansarddach mit Gauben hat. Zudem ist darauf noch das zweithöchste Kirchengebäude Europas abgebildet. Sehr schön.

Nicht so schön ist, dass vor ca. einem Monat sich eben jene Karte weigerte, mir Geld aus einem Automaten in der Großstadt mit knapp 320.000 Einwohnern an beiden Ufern des Rheins auszuhändigen. Das kann passieren, wenn eine Karte das zarte Alter von 1,5 Jahren erreicht hat, dachte ich mir und suchte mein Kreditinstitut auf. Dort machte man sich an die Zeugung einer neuen Karte und händigte mir diese wiederum eine Woche später brieflich aus. Nach 2 Tagen war auch diese Karte hinüber. Ich vermute, dass das Kennenlernen meines Laptops auf engem Raum zu viel für dieses Exemplar war. Ein Rucksack ist anscheinend kein guter Aufbewahrungsort für eine Girokarte. Netterweise zeigte mir der Automat an, dass derzeit keinerlei Funktion für mich möglich sei. Also wieder zum Kreditinstitut und eine neue Karte bestellt.

Diese neue Karte erhielt ich dann letzte Woche. Nicht, dass ich mir schlecht Zahlen merken kann, das wäre für ein geschichtswissenschaftliches Studium wahrscheinlich auch eher ungünstig (auch wenn die meisten Profs das Gegenteil behaupten), aber 3 neue Pinnummern sind jetzt auch nicht so mein Fall.

Gestern jedenfalls schickte ich mich dann an, meine neue Karte zu nutzen. Funktionierte auch einwandfrei, meine Karte war in einem Extrafach weit weg vom bösen Magneten meines Portmonnaies (das es übrigens geschafft hat, die allererste Karte des Kreditinstituts erst nach einem halben Jahr zu töten, sofern es überhaupt dafür verantwortlich zu machen ist). Als ich abends wieder Geld abheben wollte, funktionierte aber auch diese Karte nicht mehr. Dieses Mal sagte der Automat mir nicht, dass diese Funktion zur Zeit nicht verfügbar ist, nein, dieses Mal sagte er mir irgendwas von Karte nicht erkannt. Ich frage mich nun, ob ich vor kurzem verstrahlt wurde, denn an meinem Tascheninhalt kann es nicht liegen, bzw. sollte es daran liegen, bezweifle ich, dass Girokarten einen Nutzen für die Menschheit haben, wenn man sie nicht zusammen mit seinem Tascheninhalt mit sich führen kann.

Es ist Wochenende, ich habe kein Geld im Haus. Meine Bank hat gestern um 16 Uhr geschlossen, da wusste ich noch nicht mal, dass meine Karte das Zeitliche gesegnet hatte. Mein Kreditinstitut ist also der festen Überzeugung, dass ich ein Wochenende ohne Geld auskommen kann. Kann ich nicht, aber ich habe da noch eine andere Girokarte, bei einer Bank, die mir seit 3 Jahren glaubt, dass ich studiere, weil ich ihr das mal am Telefon erzählt habe. Deren Karte überlebt seit 5 Jahren in meinen Taschen und Portemonnaies.

Why me, my boy, you burn so bright

Es ist Sommer. Vielleicht auch nicht. Wetter eben. “Über das Wetter reden die Menschen, wenn sie sich nichts zu sagen haben,” sagte mir vor ein paar Wochen ein Mann, den ich von einer Odyssee durch Deutschlands ehemalige Hauptstadt abhalten konnte. Wobei man hier wahrscheinlich gar keine Odyssee erleben kann.

Es ist also Sommer und ich habe frei. Das vergangene Semester sollte sich nicht Semester schimpfen dürfen und ich bin nur froh, dass noch niemand gemerkt hat, dass ich, obwohl ich auf Bachelor studiere, in Wirklichkeit mein Studium mit Nullaufwand betreibe, durchkomme und mehr Freizeit habe als ich sie zu Schulzeiten hatte. Dafür werden die 40 Jahre nach Studienabschluss wahrscheinlich grausam. Ausgleichende Gerechtigkeit. Also, was macht man in dieser vorlesungsfreien Zeit, jetzt, da 3 Hausarbeiten auf mich warten. Solche von der Sorte, die ich immer erst eine Woche vor Abgabetermin anfange. So wie ich das bislang immer gemacht habe. Ist auch immer gut gegangen. Und was mit dem Rest Zeit anfangen? Lernen, lesen. Für Reisen ist kein Geld da. Und ich ekel mich vor mir selbst, weil ich auf hohem Niveau jammere. Weil ich nichts mit meiner Zeit anzufangen weiß. Weil da wahrscheinlich ne Menge zu entdecken ist, weil ich über Sachen meckere, die ich mir selber erschaffen habe und weil ich es mag mitten in der Nacht neue blogs aufzumachen und Mist reinzuschreiben. Herzlich willkommen auch.