Schlagwort: Geld

La semaine 9 en 2012

Montag. Ich schlafe relativ lange, weswegen es mich besonders aufregt, dass Bonn ein Kaff voller Einbahnstraßen ist. Nach drei gelebten Jahren in dieser Stadt, finde ich, dass ich mich auch ein wenig über sie aufregen darf. Ich kaufe auf dem Markt Mangold und Fenchel. Fenchel mag ich eigentlich nicht, aber ich habe beschlossen, ihm noch einmal eine Chance zu geben. Mangold habe ich noch nie gegessen, da er so ähnlich wie Spinat schmecken soll, habe ich allerdings nicht allzu große Angst vor ihm. Dazu kaufe ich äußerst leckere Weintrauben. Parallel google ich Mangold-Fenchel-Rezepte, denke dann aber, dass das wahrscheinlich nicht schmeckt. Wir siegen zum ersten Mal beim Pubquiz. Meine Belohnung ist ein halber Liter Coke Light, den ich für den Geschmack eines gewissen Mitquizzers zu langsam trinke. Außerdem wird sich Ariakan wohl die nächsten 50 Jahre vorwerfen, dass er nicht wusste, welches Getränk 18-Schlag-mich-tot auf Kuba zum ersten Mal produziert wurde.

Dienstag. Arbeiten. Nachdem ich in der Nacht zuvor bis 4 Uhr daran gearbeitet habe das Buch von Jonathan Safran Foer auszulesen, das eh schon alle kennen, stehe ich um 8 Uhr mit einem schmerzenden Kopf auf (ich habe halt zu wenig geschlafen) und begebe mich zur Arbeit. Von der Arbeit zurück, schlafe ich zwei Stunden und fahre dann zu meinem ehrenamtlichen Bürojob. Von dort fahre ich in einer länger dauernden Odyssee durch Bonn.

Mittwoch. Ich schlafe bis 12. Auch danach tu ich nicht wirklich produktive Dinge, was sehr angenehm ist.

Donnerstag. Ich schlafe wieder sehr lange, zerbreche mir kurzzeitig den Kopf über eine Hausarbeit zum Thema Heinrich IV., das ist der mit dem Gang nach Canossa. Da würde ich jetzt auch gerne hingehen und mit dem Papst im Kettenhemd tanzen. Leider ist das eher unwahrscheinlich. Dann gehe ich einkaufen und schleppe ca. 10 Kilogramm nach Hause. Abends probiere ich mich dann an einer Mangoldvariation. Ich weiß gar nicht, wie man Mangold zubereitet. Also koche ich ihn für ca. 5 Minuten in Salzwasser, fische ihn dann aus eben jenem und gieße das Mangoldwasser ab. Dann kippe ich stattdessen 250 ml Sahne (hallo, Laktoseintoleranz, du kannst mich mal [doch nicht, aber das ist eine andere Geschichte]) in den Topf, 5 Cocktailtomaten, 3 gestrichene Teelöffel Tomatenmark, Muskat, Salz und Pfeffer folgen. Dann noch der Mangold. Dazu gibt es dann Nudeln. Ich mag Mangold zwar, meine Kochvariationskünste allerdings nicht. Dafür, dass ich ein Kochbuch habe, indem ein Cola-Braten drin steht, finde ich aber, dass ich noch relativ okay im Variieren bin.

Freitag. Ich gehe arbeiten. Der Arbeitskollege ist nach gefühlten 35 Wochen krankheitsbedingter Abwesenheit auch wieder da, aber schon wieder verschnupft. Deswegen kann ich auch nicht so richtig damit umgehen, dass er meine Nähe sucht (falls du hier mitliest, sorry). Beim Mittagessen stelle ich fest, dass ich sehr wenige deutsche Städte aktiv besucht habe. Zuhause gucke ich komische Hitlisten und Ruhrpottköchen zu. Dann kriege ich Besuch.

Samstag. Nach längerem emotionalem Achterbahnfahren geht es in die Stadt, wo ich mich wieder verschulde. Abends versuchen der Exilsoester, Herr Derix und ich uns die Eiserne Lady in dem Kino anzugucken, das oben auf dem Foto zu sehen ist. Leider wollen das viele andere Menschen auch. Deswegen stellen wir uns gar nicht erst an. Ich hätte nie gedacht, dass OmU gar nicht so viele Menschen abschreckt. Stattdessen gehen wir in eine Kneipe, wo eine sehr unfreundliche Frau bedient. Ich darf das sagen, ich hatte mittlerweile drei Mal das Vergnügen und sie war, egal mit wem ich da war (Eltern, Freunde, Haustiere, Erbfeinde), immer unfreundlich. Die einzig möglichen Schlussfolgerungen: sie hasst mich oder ist prinzipiell so. Herr Derix sieht übrigens aus als wäre er in eine Kneipenschlägerei geraten. Ist er gar nicht.

Sonntag. Bastele Salat mit angedünstetem Fenchel. Schmeckt grottig. Mein Laptop wird neu aufgesetzt, die integrierte Webcam tut es trotzdem nicht. Die Baskets verlieren. Gladbach verliert, alles schrecklich (zumindest für Herrn Derix, dessen Auge auch immer noch nach Kneipenschlägerei aussieht). Beim Wochenausklangsessen sitzt fast die halbe Basketballmannschaft im Vapiano (eine halbe Basketballmannschaft besteht aus 2,5 Personen, wie ich heute erfuhr). Um die Sache rund zu machen: der Spieler, der da u.a. sitzt, hat als Nachnamen ein Gemüse, das ich in dieser Woche verzehrt habe.

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What I read:

Ada Blitzkrieg guckt alles

royal news.

soulsearching

Ein Abend mit Soße

Im Soundcheck: Deichkind

“Gott ist mit den Doofen” – und mit Helgoland

Der Anti-Gauck

Bafög-Engpass in Nordrhein-Westfalen

Bauch rein, Brust raus, Po auch – Update

Das nennt man Bank. So einfach ist das.

Herzlichen Dank, Herr Schäuble.

Ich habe eine Bank. Diese Bank nervt mich. Sie schickt mir jedes Jahr im Frühling die freundliche Nachfrage, ob ich denn noch studieren tät. Dann schneide ich einen meiner 0,3 x 0,3 cm großen Bescheinigungsschnipsel aus, tüte ihn ein und schicke ihn der Bank. Ist ja auch voll okay, soll ja keiner in den genußvollen Besitz eines kostenlosen Girokontos kommen, der das nicht verdient hat. Ob ich das dadurch verdient habe, dass ich mich akademisch fortbilde, sei mal dahingestellt.

Dieses Kreditinstitut ist auch so nett und stellt mir eine Karte zum Abheben des Geldes zur Verfügung. Weil man eine gewisse Exklusivität vortäuschen will, bedruckte man diese mit einem dreistöckige Gebäude, das sieben Fensterachsen und ein Mansarddach mit Gauben hat. Zudem ist darauf noch das zweithöchste Kirchengebäude Europas abgebildet. Sehr schön.

Nicht so schön ist, dass vor ca. einem Monat sich eben jene Karte weigerte, mir Geld aus einem Automaten in der Großstadt mit knapp 320.000 Einwohnern an beiden Ufern des Rheins auszuhändigen. Das kann passieren, wenn eine Karte das zarte Alter von 1,5 Jahren erreicht hat, dachte ich mir und suchte mein Kreditinstitut auf. Dort machte man sich an die Zeugung einer neuen Karte und händigte mir diese wiederum eine Woche später brieflich aus. Nach 2 Tagen war auch diese Karte hinüber. Ich vermute, dass das Kennenlernen meines Laptops auf engem Raum zu viel für dieses Exemplar war. Ein Rucksack ist anscheinend kein guter Aufbewahrungsort für eine Girokarte. Netterweise zeigte mir der Automat an, dass derzeit keinerlei Funktion für mich möglich sei. Also wieder zum Kreditinstitut und eine neue Karte bestellt.

Diese neue Karte erhielt ich dann letzte Woche. Nicht, dass ich mir schlecht Zahlen merken kann, das wäre für ein geschichtswissenschaftliches Studium wahrscheinlich auch eher ungünstig (auch wenn die meisten Profs das Gegenteil behaupten), aber 3 neue Pinnummern sind jetzt auch nicht so mein Fall.

Gestern jedenfalls schickte ich mich dann an, meine neue Karte zu nutzen. Funktionierte auch einwandfrei, meine Karte war in einem Extrafach weit weg vom bösen Magneten meines Portmonnaies (das es übrigens geschafft hat, die allererste Karte des Kreditinstituts erst nach einem halben Jahr zu töten, sofern es überhaupt dafür verantwortlich zu machen ist). Als ich abends wieder Geld abheben wollte, funktionierte aber auch diese Karte nicht mehr. Dieses Mal sagte der Automat mir nicht, dass diese Funktion zur Zeit nicht verfügbar ist, nein, dieses Mal sagte er mir irgendwas von Karte nicht erkannt. Ich frage mich nun, ob ich vor kurzem verstrahlt wurde, denn an meinem Tascheninhalt kann es nicht liegen, bzw. sollte es daran liegen, bezweifle ich, dass Girokarten einen Nutzen für die Menschheit haben, wenn man sie nicht zusammen mit seinem Tascheninhalt mit sich führen kann.

Es ist Wochenende, ich habe kein Geld im Haus. Meine Bank hat gestern um 16 Uhr geschlossen, da wusste ich noch nicht mal, dass meine Karte das Zeitliche gesegnet hatte. Mein Kreditinstitut ist also der festen Überzeugung, dass ich ein Wochenende ohne Geld auskommen kann. Kann ich nicht, aber ich habe da noch eine andere Girokarte, bei einer Bank, die mir seit 3 Jahren glaubt, dass ich studiere, weil ich ihr das mal am Telefon erzählt habe. Deren Karte überlebt seit 5 Jahren in meinen Taschen und Portemonnaies.