Montag. Eigentlich wäre heute meine letzte universitäre Veranstaltung, aber dazu komme ich später noch. Weil ich mich nach dem Seminar nämlich vergewissere, dass ich doch keine schriftliche Ausarbeitung zu einer 40-seitigen Quelle zum Thema Kriegsschuldfrage machen müsste, durch das Hauptseminar, das in meinem Fall eigentlich eine Übung ist, falle ich also schon mal nicht durch. Trotzdem hätte ich es nicht besuchen müssen. In Erwartung meiner abendlichen Buchung, muss ich mich dringend ablenken. Und das geht nicht so besonders gut, wenn ich essen gehe. Ich muss laufen. Also laufe ich zuerst zur Post, die leider meinen Kaffee-Tumbler nicht hat und damit steht fest, dass er wohl weg ist. Wie gut, dass direkt neben der Post ein Starbucks ist. Oder auch nicht. Jedenfalls habe ich jetzt einen neuen Tumbler in den aber nur ein Grande-Starbucks-Kaffee passt. Dann gehe ich in den Douglas und lasse mir mal wieder Mac-Produkte andrehen, weil meine Pickel müssen heute Abend ja nicht so hervortreten, ich werde ja fotografiert werden.
Die Mitbewohnerin will außerdem gerne Tulpen haben, also erstehe ich welche. Und eine Vase, in der sie gut aussehen. Zuhause bastele ich weiter an meiner 10-minütigen Powerpointpräsentation zu einem Twitteraccount. Verbasele kurz bevor ich los muss meinen USB-Stick, der aber gar nicht wirklich weg ist, sondern da, wo er sein sollte, aber eben gut versteckt. Ich dingse seriös rum und das dieses Mal sogar so gut, dass ich fast sogar zufrieden mit meiner Präsentation bin. Es waren aber auch nur zehn Minuten. Vielleicht sollte ich immer nur in zehn Minuten vortragen. In der Universität muss es ja immer mindestens 15 Minuten lang gehen. Ich mag das nicht so. Finde heraus, was diese Anfrage neulich sollte, als mich dieser Fernsehredakteur gefragt hat, wie ich bei Quizduell heiße. Ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht gegen mich spielen wollte und siehe da, um 23 Uhr noch was läuft dann ein Beitrag über Quizduell. Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich @ellebil da heiß…
Dienstag. Ein Termin bei der KO, die KO ist meine Kieferorthopädin und es ist immer wieder ein eitler Spaß mit 25 in einer Praxis zu sitzen, die eindeutig für Menschen konzipiert ist, die mindestens zehn Jahre jünger als ich sind. Die KO fragt, ob die Zähne jetzt so in Ordnung seien. Nein, sind sie nicht, ich kann mittlerweile mit meiner Zunge zwischen meinen Zähnen hängen bleiben. Also bekomme ich noch eine Zahnspange verpasst, dieses Mal wähle ich pink mit Glitzer, wenn diese Veranstaltung schon maßlos erniedrigend ist, dann bitte richtig. Warum ich jetzt noch eine Zahnspange bekomme erklärt mir die KO nicht, stattdessen bekomme ich die eklig schmeckende und fies antrockende Zementzahnabdruckpaste in den Oberkiefer gerammt. Ein Lätzchen oder sowas gibt es nicht, weswegen ich mir im Anschluss die Bröckchen vom Oberteil puhle. Das alles vor 9 Uhr morgens. Schlimme Sache. Danach in die Mastersprechstunde und überlegen, ob ich eine mündliche Prüfung im März machen möchte. Nein, die passt nicht wirklich gut in meinen Terminkalender, die schiebe ich lieber ins Sommersemester. Jetzt, wo ich entschieden habe, mir noch ein Semester anzutun. Deswegen war das gestern auch gar nicht meine letzte Univeranstaltung und eigentlich war es eine ziemliche Verschwendung im letzten Semester überhaupt in die Uni zu gehen, also jetzt rein-zeugnistechnisch versteht sich, dank Herrn Hahn weiß ich jetzt nämlich genau, dass der Erste Weltkrieg eigentlich binnen zwei Monaten vorbei gewesen wäre, hätte damals nicht Fritz Haber künstliches Salpeter erfunden! Das sagt er zwar seit drei Semestern, aber solange hat es halt gedauert, bis dass er mich überzeugt hatte.
Und ich weiß jetzt, dass der Erste Weltkrieg in deutschen Schulen nicht gelehrt wird, im Prinzip ist das die Kultusministerkonferenz schuld, aber auch ein bisschen RTL, weil die nämlich unverschämter Weise das Dschungelcamp zeigen und nicht was zum Ersten Weltkrieg. Wobei ich es viel schlimmer finden würde, wenn RTL ein Erster Weltkrieg Camp statt dem Dschungelcamp zeigen würde. Weil so viel Erster Weltkrieg noch nicht genug ist, ging es nachmittags in die “1914 – Welt in Farbe“-Ausstellung im LVR-Museum. Sehr beeindruckende Bilder, dafür, dass die vor 100 Jahren aufgenommen wurden. Etwas traurig über das Hinweisschild für Kinder am Eingang, denn 1. Teddys müssen zerliebt werden und 2. bedrohlicher geht’s auch nicht, oder? Danach kurz mal im Theater vorbeischauen, die haben heute nämlich Kostümverkauf. Blöder Weise sind wir aber erst zehn Minuten nach Öffnung der heiligen Hallen anwesend. Somit ist alles weg, was gut aussieht, man wird vom lokalen Fernsehstudio verletzt, läuft ihnen mehrfach ungewollt (haha) durchs Bild bekommt fast das Mikrofon des ansässigen Lokalradios in den Mund gerammt und nebenbei stehen noch 5000 andere Leute neben einem, die mal leider so gar keine Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen, sondern gelegentlich auch mal einfach über einen drüber trampeln. Theater – du Hort der Zivilisation, nächstes Jahr stehe ich ab 17:30 Uhr in Kampfmontur vor dir. Abends im Fitti zum Yogilates. Sehr äh, spannend. Anderer Vorturner, andere Sitten. Am Ende liegen wir auf der Matte und sollen reflektieren, was uns diese Stunde denn jetzt nun gebracht hat, welche Erkenntnisse wir für uns ziehen. Das muss gar nichts mit unserem Training zu tun haben, wir sollen die Gedanken schweifen lassen. In meinem Kopf blinkt auf: “Krummer Rücken! Du hast einen krummen Rücken!” und etwas kleiner “W-E-L-T-F-R-I-E-D-E-N!”.
Mittwoch. Ähhh, war was? Achso, einen aufschlussreichen Spaziergang hatte ich.
Donnerstag. Ich bin voll wichtig und trage einen Presseaufkleber. Warum, könnt ihr beim schneyra nachlesen. Hier bekomme ich ein Mikrofon ins Gesicht gehalten und zwar so, dass mein Kopf immer weiter nach hinten wandert, während ich gedanklich rekapituliere, wie dieses Limbotanzen jetzt noch mal ging. Kein einziger meiner Sätze schafft es in den Beitrag, weswegen diese Woche als die mediale Nicht-Woche in meine persönliche Geschichte eingehen wird. Außerdem mache ich Museums-Selfies.
Freitag. Der Schlafbesuch und ich testen das Café Karl aus. Das Café ist sehr gut. Findet Karin auch. Karin treffe ich nachmittags, um die Black Coffee Pharmacy auszutesten, die the next big Hipster thing in Bonn ist. Bzw. the next big Chai-Latte-Mutti-Anlaufstelle. Ich würde mich dann doch eher als Hipster bezeichnen, weswegen ich die Black Coffee Pharmacy sehr gerne mag. Sie ist klein, aber man kann da im Fenster sitzen. Ich liebe im Fenster sitzen. Es gibt nichts schöneres als im Fenster zu sitzen. Abends durchlebe ich die vier Stufen des vegetarischen Kichererbsenburgers und finde heraus, dass das Vorhandensein von Fleisch meinen Burgergenuss gar nicht ausmacht. Vielmehr ist es wichtig, dass ordentlich viel P&G Hamburgersauce drauf ist, wahrscheinlich würde ich dann sogar Reifenteile als Burgerbelag akzeptieren. Herr Derix hat Geburtstag und das feiern wir.
Samstag. Aufgrund des Derixschen Geburtstages verläuft der Tag in etwa so: wir stehen um 12 Uhr auf, was insofern gut ist, als dass wir zwischen 8 und 11 Uhr kein Wasser benutzen durften, setzen uns hin, essen, gehen wieder schlafen, jaggern kurz über die Straße in den Supermarkt mit etwas zu leerem Bauch, kommen zurück, essen, gucken fern, ich lade mir flappy bird runter, ich hasse flappy bird, ich werde ehrgeizig bei flappy bird, ich stricke, ich battle alle Quizduell-Gegner, ich spiele flappy bird. Ich gehe schlafen. In other news: weil ich mitten in der Nacht eine Ausgabe der “Jungen Freiheit” fand, twitterte ich, dass 4 Euro ganz schön teuer wären und das Ding noch nicht mal vierlagig. Anscheinend verfügt der Chefredakteur über ausreichend Humor, um das zu retweeten. Noch lustiger sind aber die Leser der Jungen Freiheit, die auf diesen Tweet antworteten.
Sonntag. Eigentlich wollte ich um halb 11 ins Fitti. Es ist 12 als ich ankomme. Ich bin so unmotiviert, dass ich alle verhassten Geräte außer der Bauchmuskelpresse auslasse und somit nach 45 Minuten in der Sauna liege, die eindeutig der beste Ort im ganzen Fitti ist. Zuhause gehe ich schon wieder schlafen. Ich bin mir sehr sicher, dass Herr Derix meinen Schlafrhythmus nachhaltig verstört hat. Ach ja, flappy bird.
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