Seit einer Woche lebe ich in Passiv-Aggressivistan. Und das kam so: der Zettelhalter des Grauens hat wieder zugeschlagen. In diesen hängt man zur nachbarschaftlichen Kommunikation einen Zettel, da sich der Zettelhalter im Hausflur befindet, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch alle Nachbarn das lesen – und der Hausmeister. Tatsächlich nutzt diesen Zettelhalter aber eigentlich primär der Hausmeister, um Werbung für seine Dienste zu machen (inwieweit das jedoch so sinnvoll ist, wo wir doch eh schon alle seine Kunden sind, lasse ich mal dahin gestellt).
Nun kennen Sie wahrscheinlich bereits den #Trampofanten. Ein äußerst possierliches Lebewesen, das nur gelegentlich einige seiner special features auspackt, die nicht unbedingt erfreulich sind. Den Hausmeister kennen Sie noch nicht. Stellen Sie ihn sich zunächst mal als leicht brummigen älteren Herren vor, der aber irgendwo doch ein eschtes rheinisches Hätz hat – glaube ich zumindest. Das Problem beim Hausmeister ist, dass er gelegentlich unter Allmachtsfantasien leidet. Als ich einzog bekam ich daher eine ausführliche Einweisung in die Mülltrennung hier im Hause, was ich prinzipiell gar nicht so schlimm finde. Dann erzählte er mir aber vom im Hause herrschenden Zoff, den er und ein nicht weiter spezifierter Mitbewohner hätten.
Ein Ergebnis dieses Zoffes ist, dass unsere blauen Papiermüllcontainer sich nur spaltbreit öffnen lassen. Der Hausmeister hat nämlich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Mieter faule Säc weder lernfähig noch in der Lage sind, Papierkartons klein zu machen bevor sie in die Tonne kommen. Also hängt nun ein Vorhängeschloss vor der Tonne und die Tonne lässt sich jetzt nur noch so weit öffnen, dass man noch nicht mal mehr den Papierkorb direkt in die Tonne entleeren kann, sondern alles einzeln reinschmeißen darf. Noch schöner ist aber: durch diese Vorrichtung kann man den Container nicht einrasten lassen, muss ihn also beim Entleeren des Papierkorbs aufhalten und braucht daher eigentlich drei Arme um relativ schnell den Papierkorb entleeren zu können. Dieses Problem erkannte wohl auch der nicht weiter spezifizierte Mieter und kontaktierte die Stadt, die aber dem Hausmeister Recht gab. 1:0 – Hausmeister.
Außerdem: Fahrräder dürfen nicht im Hof geparkt werden. 2:0 – Hausmeister.
Und nun. Ich nehme an, es begab sich zu der Zeit als im Flur zwei Lampen ausfielen. Das war nicht so toll, aber ich kann kaputte Lampen sehr gut ignorieren. Nicht so jemand anderes, der im Flur einen Zettel aufhing, auf dem der Hausmeister im Namen aller Mieter gebeten wurde, die Lampen zu tauschen. Auf eine Unterschrift verzichtete man, weswegen recht bald ein Fragezeichen auf dem Zettel prangte, aber daran störte sich niemand. Dann kam das Wochenende und der Zettel war weg. Aber anscheinend war das Abhängen des Zettels ein Eindringen in den Hoheitsraum des Hausmeisters gewesen. Denn Aggressivistan holte aus:
Wie unschwer zu erkennen ist, schlug Passiv aber recht schnell zurück und ergänzte den Aushang um “gez. Gott”. Passiv ist der #Trampofant. Und der Trampofant ist, wie schon ausgeführt, speziell. Und plötzlich war dieser Zettel verschwunden. Hatte Gott sein Gebot in unsere Köpfe gemeißelt? Nein, nicht wirklich. Ein ketzerischer Holzschuhträger leistete Widerstand. Und so wurde der Zettelkasten um einen Aufkleber ergänzt:
Der Hausmeister kommuniziert mit uns nur in CAPSLOCK (leider nicht in Comic Sans MS). Das ist sehr traurig. Nun ja, abends hing dann dieses Bild im Zettelkasten:
Passiv hatte Bilder sprechen lassen wollen. Dieses Bild lag am nächsten Tag im Papiermüllkasten im Flur (auf den ebenfalls in CAPSLOCK “Nur Post- bzw. Werbemüll” gestanzt wurde). Ich rätsele jetzt, ob der Hausmeister das Bild entfernt hat oder ob mal wieder jemand unerlaubt den Aushang entfernt hat (was ja der Sticker am Zettelkasten suggeriert). Wie dem auch sei, ich glaube diese Runde Trampofant vs. Hausmeister ist noch nicht ausgestanden. I’ll keep you updated!
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