Ich war bei der Republica und weil jetzt wirklich alle Rückblicke im Netz stehen, hier dann auch mal meiner. Erscheint tageweise.
Montag. Nachdem ich am Sonntag schon abends in Berlin eingetroffen war, ging es am Montag früher als üblich aus dem Bett, denn die #rp13 oder auch die republica schickte sich an zu beginnen. Im Hotel schnell mal ein Brötchen eingeatmet und dann saß ich dreieinhalb Kilometer auf einem DB-Fahrrad und trat mich zur Station am Gleisdreieck. Ursprünglich war ich von der Idee der Begleitung mit dem Fahrrad zu fahren wenig begeistert:
1. habe ich einen schlimmen Helmfetisch, der mir von meinen Eltern anerzogen worden ist und bedeutet, dass ich mich ohne Helm quasi nackt und extrem unsicher fühle und milisekündlich Angst davor habe von einem Lastwagen umgemäht zu werden.
2. bin ich untrainiert und schwitze.
Hat aber beides geklappt, so schlimm war es dann doch nicht und da ich keinen Helm trug, war wenigstens die Frisur nicht zerstört.
Die #rp13 begann für mich dann auch direkt mit der Eröffnung, wo ich erfuhr, dass man seine Hotelbestätigung am besten IMMER ausdruckt. Danach ging es los mit “Die maschinenlesbare Regierung – Eine kritische Analyse zur Gegenwart von Open Data und Open Goverment in Deutschland” (Video wird nachgereicht). Mitgenommen habe ich, dass das Ganze derzeit ein wenig ins Stocken geraten ist und unterschiedliche Interessen dann einiges behindern. Generell wurde auf der republica für mich ziemlich deutlich, dass da wohl eine größere Lücke zwischen On- und Offlinern entsteht, wobei es richtige Offliner wahrscheinlich kaum noch gibt, aber den – nennen wir sie mal – “Internet-Cracks” und den “Internetnoobs” fehlt imho häufiger das Verständnis füreinander.
Danach ging es zum Workshop “Graben – Retten – Teilen” der beiden Macher von WDR digit, die auch wieder vor dem Problem standen, wie man Offliner mit Onlinern zusammenbringt. Das Projekt sammelt z.B. alte Fotos und Super-Acht-Filme von Privatleuten, um sie online zu einem digitalen Archiv des Alltags zusammenzubauen. Das Problem ist, dass die Schnittmenge zwischen Menschen, die das Angebot nutzen und denen, die Material zur Verfügung stellen, nicht besonders hoch ist. Für viele “alte” Menschen ist die Plattform zu kompliziert und oft fehlen dann auch wichtige Zusatzinformationen. Hier wurde deutlich, dass die Plattform viel analoge Unterstützung braucht, die beiden Macher sammelten unter den Teilnehmern Vorschläge, wie das gehen könnte und bekamen Schulklassen, Universitäten, Geschichtsvereine, Altersheime und Patensysteme genannt. Es dürfte trotzdem schwierig bleiben, denke ich, denn das Ganze basiert auf Freiwilligkeit und ist mit einer Menge Arbeit verbunden. Hinzu kommt, dass das WDR-Justiziariat sich gegen eine CC-Lizenzierung der Fotos und Videos ausgesprochen hat, was das ganze Projekt ein wenig unattraktiv macht. Momentan gibt es noch nicht mal eine embedding-Funktion, interessanter Weise sind die Videos aber – wenn ich das richtig verstanden habe – nicht beim WDR selbst sondern bei Vimeo gehostet. Aber eigentlich ein sehr gutes Projekt mal “Internetskeptiker” an den PC zu bekommen.
Vom Workshop ging’s dann zu Stage 2, um Horst Zuse bei seiner Hommage an seinen Vater zuzuhören (sehen ging leider nicht, wegen des #rp13-Video-Beamer-Fails). War sehr unterhaltsam und auch irgendwie sehr tröstlich zu wissen, dass Herr Zuse den Computer nur erfunden hat, weil er zu faul war und auch sehr lange gar nicht daran dachte ihn zu erfinden.
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=YAh4Jr5dJcQ]
Während des Vortrags war mir aufgefallen, dass der weltbeste Johannes auf twitter bekundet hatte, Hunger zu haben und Begleitung ins Restaurant suchte. Blöder Weise hatte ich mich schon mit Hummus-Brötchen vollgestopft, aber das hinderte mich ja nicht daran ihm beim Essen zuzusehen. Da man im rp-Restaurant aber recht schnell aufgegessen hat, beschlossen wir Folgendes:
https://twitter.com/ellebil/status/331393559964033024
Laurie Pennys Vorträge finde ich nämlich fantastisch, seitdem ich diesen Podcast von der LSE mit ihr gehört habe. [Generell ist das Podcast-Angebot der LSE fantastisch und bekommt hier deswegen jetzt eine dicke Empfehlung von mir.] Während wir uns zu Frau Penny setzten, lief gerade noch das Panel von Deanna Zandt, das ich dringend nachholen muss (Video hier). Zu Laurie Pennys Vortrag haben eigentlich schon alle alles Wichtige geschrieben, aber auch noch mal von mir: ich stimme mit Frau Penny überein, dass das Netz an vielen Stellen ein böser Ort ist, dass das aber kein Grund sein kann, sich da raus zu halten.
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=ELw3PQOSgd0]
Was ich danach tat weiß ich nicht mehr. Die republica erfordert dann doch bei dem ganzen Out- bzw. Input das Vergessen vollkommen unrelevanter Dinge. Mein Gehirn setzt wieder bei Jona Höderles Workshop “10 Fehler, die wir alle machen” ein. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich vorher was Anständiges gegessen hatte:
https://twitter.com/ellebil/status/331425622188515329
Mein ständiges Mantra war natürlich auch vor dem Workshop schon “Facebook, twitter und g+ sind nicht nicht alles!” – mittlerweile ist es aber erweitert um “Apps müssen nicht immer sein!”, “Es geht nicht um Followerzahlen, wichtig ist, dass du die Menschen erreichst, die sich für dich interessieren”, “Es gibt mehr Social-Media-Plattformen als twitter, g+ und facebook und manche sind für deine Zwecke sogar besser als das gängige” und schließlich “Blogs sind wichtiger!”. Den Workshop konnte ich gut gebrauchen. Jona hat die Präsentation dankenswerter Weise auch online gestellt.
Bevor es dann zum Loboschen Überraschungsvortrag ging, gab es einen Zwischenstop bei den Leuten von Wikipedia. Unter dem Titel “Wikipedia: wo User geblockt, Artikel gelöscht und Reputationen zerstört werden” hatte ich mir eine kontroverse Diskussion versprochen, es saßen immerhin drei Talkgäste auf der Bühne. Dass die Diskussion letztendlich kontrovers wurde, lag aber nicht an den dreien auf der Bühne, die entweder Administrator bei Wikipedia waren und sich damit brüsteten, seit ihrem Anfang dort 4000 “Schrottartikel” gelöscht zu haben, oder aber für Wikipedia arbeiteten. Kritik gab es nur von unterhalb der Bühne. Die Präsentation von Wikipedia lieferte mir dann auch nichts Neues, die Sache mit der Länge des Rheins hatte mich weiland durch meine bevorzugte Onlinelektüre erreicht und “Stalins Badezimmer” ist wohl eins der bekanntesten deutschen Hoaxes. Das einzig interessante war dabei, dass Teile der Kriminalpolizei anscheinend denken Wikipedia wäre “das Internet” und daher gerne dort anrufen, um Nutzerdaten von ICQ-Chattern herauszufinden. Als dann irgendwann die Idee aufkam nichtschreibende Frauen mit Artikeln über Schuhdesigner zu wikipedia zu locken und solche netten Auszüge aus den Kommentarthreads gezeigt wurden
während man gleichzeitig nicht wirklich darüber nachdenken wollte, was da vielleicht falsch läuft innerhalb der Wikipedia, sondern ständig mit “Das ist der Preis der Freiheit!” argumentierte, brachte das Ganze das eigentliche Thema der Veranstaltung dann nicht wirklich voran.
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=5iSAl_krauA]
Deswegen stand ich auch relativ bald auf und ging zum Lobo-Vortrag. Dazu nur: (#)
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=Raas1BhSIbs]
Nach dem Vortrag von Sascha Lobo machte die Station dann langsam dicht und Johannes und ich uns auf den Weg zum Kotti, weil ich bei twitter gelegentlich lese, dass man da in Berlin gut abhängen kann. Nun ja, auf der Suche nach Essen landeten wir dann in einer Burgerbraterei und ich bei einem Halloumi-Burger, der auch ganz in Ordnung war. Auf dem Rückweg bemerkte Johannes, dass die Architektur rund ums Kotti dringend als “So nicht!”-Architektur in den Lehrkanon der Architektenausbildung aufgenommen werden müsse. Ich kann ihm da nur zustimmen.
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