Montag. Ich bin im Sauerland. Man möchte das eigentlich gar nicht so erzählen, weil es meistens recht langweilig im Sauerland ist. Also habe ich auch dieses Mal nichts zu tun, sondern freue mich nur, endlich wieder mit der elterlichen Badewanne vereinigt zu sein. Aber es hat tatsächlich einen Grund, weshalb ich hier bin. Ich soll alten katholischen Menschen etwas über das Kriegsende in ihrer Heimat erzählen. Kann ich gar nicht. War auch gar nicht so abgesprochen. Also erkläre ich ihnen einfach etwas Internet in möglichst wenig englischen Wörtern. Ich weiß nicht so, was ich davon halten soll, aber sie hatten mich ja eingeladen.
Dienstag. Ich verdränge meine Masterarbeit, was nicht so ganz klappt, da ich die ganze Zeit rechne, wie viel Zeit ich noch habe, um sie fertig zu stellen. Tatsächlich ist sie mir aber ziemlich egal. Deswegen lese ich wie das bei der Bachelorarbeit war und ich kann mich nicht mehr recht erinnern, aber anscheinend habe ich den Großteil der BA an etwa 8 Tagen geschrieben. 50 Seiten in 8 Tagen. Dann sollte ich 80 auch irgendwie schaffen.
Mittwoch. Latent aggressive Grundstimmung. Abgerundet durch den Herrn Innenminister, der wissen will was ich von der digitalen Zukunft Deutschlands denke. Da ich nicht denke, dass das Internet mein Leben zerstört, es dringend eine staatliche Regulierung für Virenschutzprogramme auf Computern braucht und auch nicht, dass wir einen “Sicherheitsgurt fürs Internet” brauchen, interessiert den Herrn meine Meinung nicht. Am meisten fasziniert bin ich von der Wachtberger Ärztin, die im Internet ein riesiges Gesundheitsproblem für die Menschheit sieht. Der STRESS! Ich glaube, es ist nicht das Internet, das für den Arbeitsstress zuständig ist, es ist das Wirtschaftssystem. Evtl. unter zur Hilfenahme des Internets. Sie ist jedenfalls so paranoid, dass sie niemals mit ihrer EC-Karte bezahlt und sowieso nur bar und gegooglet werden möchte sie auch nicht. Da sie ein Schild mit ihrem Namen trägt, googele ich sie und finde so überhaupt erst heraus, dass ihre Arztpraxis in Wachtberg liegt und sogar ein Foto von ihr auf der Seite ist, das mir bei der eindeutigen Identifizierung hilft. Aber das Internet, es ist sehr, sehr böse und hat in Deutschland langfristig keine Chance, wenn ich unseren Innenminister richtig verstanden habe, der sich in den folgenden Tagen mit noch bescheuerteren Aussagen hervortun wird und ich werde traurig sein, ihn am Mittwoch doch nicht getreten zu haben. Und: WOLLEN WIR VERHÄLTNISSE WIE IN ESTLAND? WER DENKT DENN AN DIE KINDER???
Donnerstag. Latent aggressive Grundstimmung. Abends eine Diskussion zum Oktoberfestattentat. Ich wusste nicht, dass es der schwerste Terrorakt der deutschen Nachkriegsgeschichte war, dass nach 35 Jahren aber irgendwann mal Licht in die Angelegenheit kommt, glaube ich nicht.
Freitag. Latent aggressive Grundstimmung. Zukunftssorgen, Pumpkin Spiced Latte, Scheiß-Masterarbeit.
Samstag. Alles scheiße.
Sonntag. Läuft noch, bislang geht’s.
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