Kategorie: Ernst

Zehn Fragen an die AfD…

 

Die AfD hatte mal wieder eine Idee. Zum unaufgeregten Hintergrund bitte hier entlang. Aber lassen wir uns doch mal auf dieses widerliche Gedankenspiel ein, dass Polizisten an der deutschen™ Grenze auf Flüchtlinge schießen.

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Facebook

facebook ist für mich etwas privater als twitter. Die meisten Menschen mit denen ich dort befreundet bin habe ich schon mal persönlich getroffen. Das ist so meine Regel. Und weil facebook damit noch etwas mehr mein “Wohnzimmer” ist als es meine twitter-Timeline sein kann, ist facebook auch noch mehr Filterblase als es twitter ist. Die meisten Menschen dort sind mehr oder weniger meiner Meinung. Umso mehr fällt esmir da dann auch auf, wenn das Netzwerk dazu genutzt wird, sich gegen alles Mögliche zu positionieren. facebook sitzt in Amerika, in Amerika ist – Gründungsmythos-bedingt – die freie Meinungsäußerung das Non-Plus-Ultra. Deswegen löscht facebook Witze nicht, die hier vermutlich wegen Holocaustleugnung strafrelevant wären.

Anders sieht das bei Nacktheit aus. Überwiegend weiblicher Nacktheit. Stillende Frauen oder Kuchen, die weibliche Brustwarzen nachstellen, alles nichts für facebook. Deswegen hat es mehr Sinn, offen rassistische Profile auf Nacktbilder zu durchkämmen und diese dann zu melden, anstatt offen rassistische Postings zu melden. Oder derartige Äußerungen direkt bei der Polizei anzuzeigen. Warum ich das schreibe? Weil berichtet wurde, dass sich “rechte Gruppen” in “sozialen Netzwerken” dazu “verabredet hätten” “während des Besuchs der Kanzlerin” in Heidenau mit “mehreren Autos hupend an der (Flüchtlings-)Unterkunft vorbei” zu fahren. Es ist ja nicht so als würde insbesondere facebook nicht schon seit längerem zu so etwas genutzt:

Aber jetzt, wo es Frau Merkel betrifft, regen sich vielleicht noch etwas mehr Leute über die “Gemeinschaftsstandards” von facebook auf. Denn: bitte was ist das für eine Gemeinschaft bei facebook? Oder vielmehr eine Gemein-schaft.

Männliche Studentinnenwerke

Das deutsche Volk hat anderes zu tun, als gewagte Versuche mit Frauenstudium anzustellen. Sorgen wir vor allem, daß unsere Männer Männer bleiben!

Hat angeblich mal Otto Friedrich von Gierke gesagt. Otto Friedrich von Gierke fand 1914 auch, dass der Erste Weltkrieg ein “göttliches Gnadengeschenk” sei.

Oder:

Für manchen deutschen Professor war gar das Trinken ein Kriterium der Studienfähigkeit. Eine Frau, die bereits vier Semester in Zürich studiert, dann als Externe das preußische Abitur abgelegt und auch einen Doktorvater an der Berliner Universität gefunden hatte, wurde Mitte der neunziger Jahre (des 19. Jahrhunderts) durch den damaligen Dekan, den Historiker Treitschke, am dortigen Studium gehindert: „Ein Student der sich nicht besaufen kann? Unmöglich!“

Mein Studentenwerk heißt seit heute Studierendenwerk. Das könnte man nun zur Kenntnis nehmen und sich damit begnügen, aber nein, das ist ja himmelschreiender Genderwahnsinn!
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Post für meinen EU-Abgeordneten

Sehr geehrter Herr Voss,

Sie vertreten mich als Abgeordneter der Region Mittelrhein im EU-Parlament. Allein heute sind wieder 700 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Das Statistische Bundesamt hat 1950 ermittelt, dass in beiden deutschen Staaten zwölf Millionen Vertriebene nach 1945 aufgenommen worden waren. Noch heute rühmt man sich mit dieser beispiellosen Integrationsleistung. Heute sind 700 Menschen gestorben. In der Bundesrepublik Deutschland haben im vergangenen Jahr etwa 200.000 Menschen einen Asylantrag gestellt. Gleichzeitig liest man ständig Berichte vom Demographischen Wandel. Ist die EU nicht in der Lage diese Menschen aufzunehmen? Warum kann die EU 180 Millionen Euro für die Grenzsicherung ausgeben, aber nur 9 Millionen Euro für die Seenotrettung vor Lampedusa? Ich würde gerne von Ihnen wissen wie Sie sich in punkto Flüchtlingspolitik positionieren und wie Sie das “Flüchtlingsproblem” lösen möchten.

Viele Grüße

Kenia, Schlittschuhe und Weißwürste – Anni Friesinger und die Real Cool Runners

Während ich heute strickend vor der Shoppingqueen saß, erfreute ich mich auch an der Werbung (ich höre beim Stricken nämlich überwiegend fern und sehe nur wenig, deswegen ist eigentlich auch egal, was so läuft). Nun ja. Erfreuen.Eigentlich erfreut es mich nicht, wenn ich Werbung für eine Sendung sehe, die ab nächster Woche Mittwoch gezeigt wird und wohl davon handelt wie eine Eisschnellläuferin vier Kenianern im Fernsehen beibringt, wie man denn auf diesem Eis (huh, wie exotisch) klar kommt. Zitat aus der Pressemitteilung.

Nicht nur, dass die vier Top-Läufer zum ersten Mal ihre Heimat verlassen, sie müssen auch innerhalb kürzester Zeit eine neue Sportart lernen und sich in einer neuen Kultur zurechtfinden. Denn Schlittschuhe sind ihnen bisher genauso fremd wie Weißwürste und Dirndl.

Deutsch-kenianische Folklore at its best? Wohl eher at its worst. Aber bilden Sie sich Ihre Meinung selbst.

@9Nov38

Seit zwei Wochen lese ich Bücher zur Reichspogromnacht. Grund dafür ist das Projekt @9Nov38. Begonnen hat es irgendwann, ich weiß gar nicht mehr wann. Moritz fragte, ob ich Interesse hätte – und das hatte ich. Vielleicht auch, weil man sooft hört, dass doch jetzt mal gut sein könnte, dass man selbst doch gar nicht Schuld daran sei. Es stimmt, viele sind nicht schuldig, weil sie noch gar nicht geboren waren als das alles passierte. Das bedeutet imho aber nicht, dass deswegen jetzt Schluss ist. Ich habe in den letzten Wochen so viel gelesen, was ich eigentlich für unvorstellbar halte. Es ist aber nicht unvorstellbar, es ist wirklich passiert. Und wenn man aufhört sich damit zu beschäftigen, dann vergisst man. Dann vergisst man, dass in diesem Land Menschen willkürlicher Gewalt ausgesetzt waren, dass man ihnen alles nahm. Ich will das nicht vergessen. Ich will, dass man sich daran erinnert. Zwingen kann und will ich niemanden dazu, wie Moritz richtig bemerkt hat, kann man dem Account folgen oder es sein lassen. Wenn man ihm folgt, kann man sehen wozu Menschen fähig sind.

Ich war das nicht! Das war schon so!

Meine lieben Politiker,

es nervt. Es nervt wirklich. Es nervt total. Statt, dass ihr mir erzählt, was ihr – im Falle eures Wahlsieges – gegen Prism, Tempora und sonstige Spirenzchen unternehmen wollt, beschuldigt ihr euch jetzt gegenseitig, wer was zuerst gewusst und nicht gesagt hat. Wisst ihr, das ist mir ziemlich egal – es ist nämlich passiert und nicht mehr rückgängig zu machen. Dass irgendjemand Verantwortung für “alles” übernimmt, glaube ich eh schon lange nicht mehr. Also, lasst es gut sein und verhaltet euch nicht wie eine gottverdammte Krabbelgruppe – sagt mir Bescheid, wenn ihr euch nicht mehr gegenseitig einen mit der Schüppe überzieht und ein Denkprozess eingesetzt hat.

Bis dahin hilft es nichts zehn Jahre alte Beweise anzuführen, dass das jemand anderes ins Rollen gebracht hat und – liebe SPD – soweit ich weiß wart ihr bis 2009 an der Bundesregierung mitbeteiligt, nicht wahr? Hallo auch lieber Herr Gysi über Ihre SED-Vergangenheit schweigen wir uns jetzt einfach mal aus, okay?

Beste Grüße,
eine Nichtleserbriefeschreiberin

Ich lese gerade Henry David Thoreau…

…und wollte Ihnen folgende Zitate aus seinem Essay “Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat” nicht vorenthalten:

Wir sagen gewöhnlich, die Masse der Menschen sei unreif; aber dieser Zustand bessert sich nur deshalb so langsam, weil die >Wenigen< nicht wesentlich besser oder klüger sind als die >Vielen<. Es ist nicht so wichtig, daß die große Menge ebenso gut ist wie ihr, sondern daß es überhaupt irgendwo vollkommene Güte gibt; denn das wird die Masse mitreißen. Es gibt Tausende, die im Prinzip gegen Krieg und Sklaverei sind und die doch praktisch nichts unternehmen, um sie zu beseitigen; die sich auf den Spuren Washingtons oder Franklins glauben und zugleich ruhig sitzen bleiben, die Hände in den Taschen, sagen, sie wüßten nicht, was zu tun sei, und eben auch nichts tun; Menschen, für die die Frage der Freiheit hinter der des Freihandels zurücktritt und die nach dem Essen in aller Ruhe die Tagespreise zugleich mit den letzten Nachrichten aus Mexiko lesen und vielleicht über dieser Lektüre einschlafen.

Und weiter:

Der Mensch ist nicht unbedingt verpflichtet, sich der Austilgung des Unrechts zu widmen, und sei es noch so monströs. Er kann sich auch anderen Angelegenheiten mit Anstand widmen; aber zum mindesten ist es seine Pflicht, sich nicht mit dem Unrecht einzulassen und wenn er schon keine Gedanken daran wenden will, es doch wenigstens nicht praktisch zu unterstützen. Wenn ich mich mit anderen Gegenständen und Betrachtungen befassen will, dann muß ich mindestens darauf achten, daß ich dabei keinem anderen auf dem Rücken sitze. Ich muß ihn schon freigeben, daß auch er seinen Belangen nachgehen kann. […] Dem Soldaten, der sich weigert, in einen ungerechten Krieg zu ziehen, spenden dieselben Leute Beifall, die sich nicht weigern, die ungerechte Regierung zu stützen, die diesen Krieg verursacht hat; es sind dieselben Leute, deren Handlungen und Auftrag der Soldat ignoriert und für nichtig erklärt; es ist gerade, als ob der Staat so reuig sei, daß er jemanden bestellt, der ihn geißeln soll, wenn er sündigt, doch so reuig auch wieder nicht, daß er auch nur für einen Augenblick damit aufhörte. So bringt man uns im Namen der Ordnung und der Zivilisation dazu, uns schließlich unserer eigenen Bösartigkeit zu beugen und sie zu unterstützen.

Geschrieben hat Herr Thoreau das 1849. 1983 hat ihn Die ZEIT abgedruckt.

Wie ich den 68ern ein Gedicht widmete

Ich habe die 68er verraten. Des öfteren. Mein cholerischer Französischlehrer wollte immer wissen, wer die Schuld an der Verrohung der Gesellschaft zu tragen habe und weil es so einfach war, sagte ich, was er hören wollte: “Die 68er!”. Ich hatte auch ein wenig ein schlechtes Gewissen und wollte den 68ern mal sagen, warum das mit ihnen und mir so ist, wie es ist – nicht einfach. Also habe ich mit 16 ein Gedicht geschrieben. Weil gerade viele ihre “Frühwerke” neu oder überhaupt veröffentlichen, springe ich ganz dreist mit auf den Zug. Und präsentiere Ihnen nun, was ich in den Weiten des Internets fand: meine 16-jährige Existenz. Ich fand Texte, von denen ich dachte, sie wären unwiederbringlich fort. Doch wir wissen ja, dass das Netz nie vergisst und deswegen zeige ich Ihnen jetzt mein 16-jähriges Ich, das als politische Lyrikerin ganz groß rauskommen wollte. (Leider hat nie ein Schulbuchverlag angeklopft und gefragt, ob ich die Rechte abtrete, ich bin wirklich untröstlich). Falls Sie mit diesem ungehörigen Zur-Schau-Stellen einer unschuldigen 16-jährigen nicht klar kommen, klicken Sie einfach hierhin, dann wird’s besser. (mehr …)

Aber hier leben? Nein, danke.

Billig wohnen in einer Studentenstadt geht irgendwie. Die Frage ist nur, wie viel Zeit man dafür in Anspruch nehmen möchte dieses Ziel zu erreichen. Auf die Schnelle findet man meist erst mal nichts, vor allem nicht zu Semesterbeginn, wenn etwa 3000 Leute in Bonn ihr Studium beginnen.  (mehr …)