November 2015

Frau Schüßler bloggt über ihre Alltagsbeobachtungen seit Beginn der “Flüchtlingskrise”, daher der Post. Auf dem Rückweg von der Bahn läuft jemand hinter mir und telefoniert. “Ja, ich bin jetzt aus dem Zug raus. Die haben da eine Durchsage gemacht und vor Taschendieben gewarnt.” Meine Krimiader meldet Bedarf an, sich das weiter anzuhören. “Da liefen so ‘orientalisch aussehende’ Männer herum, die haben in jeder Reihe die Taschen angeguckt und sich dann auf dem Klo eingeschlossen.” Woher er wohl weiß, dass sie sich auf dem Klo eingeschlossen haben, ist er ihnen gefolgt? Abgesehen davon ist dieser ‘orientalisch aussehend’-Quatsch lächerlich, aber so wie er sich anhört, kann man sich wohl glücklich schätzen, dass er nicht noch als Hilfssheriff die Ausweise verlangt hat. “Ich habe das dann dem Schaffner erzählt, aber der hat sich nicht dafür interessiert.” Servicepersonal bei der Deutschen Bahn tut mir in 99,5% aller Fälle leid. “Aber das sind sicherlich die Facharbeiter, die wir so dringend benötigen.” Ich denke Arschloch und hätte es auch besser gesagt.

KW 44

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Ich habe Dinge herausgefunden, die sowohl gut als auch schlecht sind und dann dachte ich, dass Sauna und Badewanne eigentlich die beste Maßnahme sei und außerdem sitze ich in einem Naherholungsgebiet mit Sonnenschein und bunten Bäumen und wenig Smartphone. Das ist eigentlich ganz nett. Das war es dann aber auch schon. Außerdem habe ich mal wieder ein schlechtes Gewissen, das habe ich eigentlich immer, aber gerade ist es besonders groß und das ist nicht besonders schlafförderlich. Aber netter Weise ist in diesem Naherholungsgebiet die Luft so müde machend, dass sie das schlechte Gewissen schlägt und dazu führt, dass man zehn Stunden am Stück schlafen kann und immer noch müde ist. Das kann man in Bonn nicht. Ich glaube, ich muss hier öfter hin.

Haulsusen

 

Laura und Lena hatten gerade ihr neuestes Vlog fertig gestellt. Dieses Mal hatten sie alle Babybrei-Sorten, die dm so anbot, in einen Haul und eine Top 10 gepackt. Am widerlichsten hatten sie das pürierte Spagetti Bolognese Gläschen gefunden, aber der Hersteller hatte leider zur Bedingung für die 200 Euro Taschengeld-Aufstockung gemacht, dass ausgerechnet dieses Gläschen ganz vorne auf Platz 1 landen sollte. Also hatten Laura und Lena ihr Bestes gegeben und davon geschwärmt wie lecker das Gläschen Spagetti Bolognese schmeckte. (mehr …)

KW 40

 

Montag. Ich bin im Sauerland. Man möchte das eigentlich gar nicht so erzählen, weil es meistens recht langweilig im Sauerland ist. Also habe ich auch dieses Mal nichts zu tun, sondern freue mich nur, endlich wieder mit der elterlichen Badewanne vereinigt zu sein. Aber es hat tatsächlich einen Grund, weshalb ich hier bin. Ich soll alten katholischen Menschen etwas über das Kriegsende in ihrer Heimat erzählen. Kann ich gar nicht. War auch gar nicht so abgesprochen. Also erkläre ich ihnen einfach etwas Internet in möglichst wenig englischen Wörtern. Ich weiß nicht so, was ich davon halten soll, aber sie hatten mich ja eingeladen. (mehr …)

Facebook

facebook ist für mich etwas privater als twitter. Die meisten Menschen mit denen ich dort befreundet bin habe ich schon mal persönlich getroffen. Das ist so meine Regel. Und weil facebook damit noch etwas mehr mein “Wohnzimmer” ist als es meine twitter-Timeline sein kann, ist facebook auch noch mehr Filterblase als es twitter ist. Die meisten Menschen dort sind mehr oder weniger meiner Meinung. Umso mehr fällt esmir da dann auch auf, wenn das Netzwerk dazu genutzt wird, sich gegen alles Mögliche zu positionieren. facebook sitzt in Amerika, in Amerika ist – Gründungsmythos-bedingt – die freie Meinungsäußerung das Non-Plus-Ultra. Deswegen löscht facebook Witze nicht, die hier vermutlich wegen Holocaustleugnung strafrelevant wären.

Anders sieht das bei Nacktheit aus. Überwiegend weiblicher Nacktheit. Stillende Frauen oder Kuchen, die weibliche Brustwarzen nachstellen, alles nichts für facebook. Deswegen hat es mehr Sinn, offen rassistische Profile auf Nacktbilder zu durchkämmen und diese dann zu melden, anstatt offen rassistische Postings zu melden. Oder derartige Äußerungen direkt bei der Polizei anzuzeigen. Warum ich das schreibe? Weil berichtet wurde, dass sich “rechte Gruppen” in “sozialen Netzwerken” dazu “verabredet hätten” “während des Besuchs der Kanzlerin” in Heidenau mit “mehreren Autos hupend an der (Flüchtlings-)Unterkunft vorbei” zu fahren. Es ist ja nicht so als würde insbesondere facebook nicht schon seit längerem zu so etwas genutzt:

Aber jetzt, wo es Frau Merkel betrifft, regen sich vielleicht noch etwas mehr Leute über die “Gemeinschaftsstandards” von facebook auf. Denn: bitte was ist das für eine Gemeinschaft bei facebook? Oder vielmehr eine Gemein-schaft.

New York, Tag äh keine Ahnung

Erneut tourimäßig unterwegs. Das 9/11-Memorial besucht und mich gewundert wie klein die Grundfläche der beiden Gebäude gewesen ist. Es ist immer noch eine beeindruckend große Fläche, aber man hat es sich doch größer vorgestellt. Als ich 2006 zum ersten Mal in New York war, konnte man noch die Reste von Ground Zero sehen. Jetzt sind da zwei sehr beeindruckende Wasserbassins.

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New York, Tag 7 (Teil I)

Es ist leider extrem verlockend, dass Netflix hier so ein riesiges Angebot hat und dass hier alle Staffeln 30 Rock verfügbar sind. Aber irgendwann kann man sich auch davon loslösen und spaziert mal wieder herum. Nachdem der Time Square schon fast alle meine Nerven kostete (zu! viele! Menschen!) ist die 5th Avenue jetzt nicht unbedingt besser, aber wir gucken bei Tiffany’s rein (gar nicht mal so viele schöne Sachen, die sie da ausstellen) und auch der Trump Whatever auf der 5th Avenue ist eine Offenbarung für sich. Man kann da T-Shirts kaufen mit der Aufschrift “Trump Make America Great Again!” und auch arme Teddybären müssen für seine Kampagne herhalten. Und weil ich ja 30 Rock bingewatche geht es natürlich auch zu 630 Fifth Avenue für tolle Fan-Touri-Fotos und natürlich auch in den NBC Experience Store, danach in die New York Public Library und dann in den Bryant Park und auf besonderen Leserwunsch gibt es auch noch Subway-Fotos.

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New York, Tag 6

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Can you find the GDR?

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New York, Tage 2/3

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Bagel frühstücken, zur UN und bei der Rückkehr schlägt dann der Jetlag zu. 72 Stunden mit 10 Stunden Schlaf sind nicht so unbedingt empfehlenswert. Insofern ist Tag 2 nicht besonders spektakulär. Aus unerfindlichen Gründen muss ich an Sylvia Plath und ihre Glasglocke denken. Und das dann ganz schnell wieder verdrängen.

Tag 3 klappt dann schon besser. Aber das Zeitgefühl ist weg. Komplett. Das ist sehr spannend, aber auch nervig. Also: man weiß, wenn man auf die Uhr schaut, wie viel Uhr es ist, aber es fühlt sich halt nicht so an. Man könnte nicht schätzen wie viel Uhr es ist. Abends ziehen wir durch Williamsburg. Williamsburg mutet – verglichen mit Manhattan – nahezu dörflich an. Williamsburg ist sehr schön und anscheinend auch eher the hipster place to be. Weswegen man dort vermutlich auch Apple Bacon Pizza bestellen kann. Hört sich pervers an, aber schmeckt erstaunlich gut. Auf dem Rückweg laufen wir dann leider in die vollkommen falsche Richtung und ich werde dann doch wieder müde. Aber immerhin sagt der Schrittzähler, dass ich heute mal wieder irgendwie 14 Kilometer gelaufen wäre. Ich bezweifle das, aber egal.

New York, Tag 1

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Mehrfach wach geworden. Um 5:30 Uhr konnte ich dann nicht mehr schlafen. Rumgelegen, Menschen, die mir sechs Stunden voraus sind, bei WhatsApp bepöbelt. Aufgestanden und bis zum Central Park gelaufen. Morgens sieht man im Central Park nur Jogger und Menschen, die mit Hunden spazieren gehen (müssen). Wieder zurück und bei foursquare gecheckt, dass ein Bagelladen mit einer Bewertung von 9,3 einen Block weiter liegt. Hingegangen, Blueberry-Creamcheese Plain Bagel bestellt. Extrem gut. Extremst gut. Aufgestanden, rumgelaufen. Das Telefon sagt, es wären mehr als 14 Kilometer. Bis zur UN, dann zu Bryant Park, wo irgendein Film gedreht wird, wir fragen sogar, verstehen den Titel aber nicht. Ich googele darauf hin, was gerade hier so gedreht wird und anscheinend laufen die Leute von Orange is The New Black gerade hier durch die Nachbarschaft der Ferienwohnung. Vielleicht laufe ich denen ja über den Weg, instagram sagt aber, dass Matt McGorry gerade nicht in New York ist (MIST!) und Lena Dunham chillt in den Hamptons. Vom Bryant Park geht es zum Empire State Building, dann zum Madison Square Garden (der von außen sowas von unspektakulär ist, dass man nicht in sengender Mittagshitze dahin laufen sollte, man ist nur massiv enttäuscht und beschimpft danach leise grummelnd Menschen, die nicht in der Lage sind Currywurst zu schreiben). Dann guckt man sich den Times Square an, stellt fest, dass da auch viel zu viele Menschen rumlaufen und setzt sich in den Central Park. Es ist mittlerweile 14 Uhr, auch wenn man denkt, dass es doch eher 20 Uhr ist, läuft zurück, duscht einmal, weil man ekelhaft viel schwitzt. Geht dann Leute besuchen, landet in einer Sportsbar, lernt da Jesse, Dan und Remme (???) kennen und spielt mit ihnen exploding kittens USA vs. Germany. Germany gewinnt zwei Mal und man macht irgendwelche unlustigen Inglourious Basterds Witze. Jesse sagt sehr oft “Fuck”, aber niemand piept ihn weg. Um 22:30 Uhr sinke ich dann ins Bett.