Jede Generation braucht ihren Modetanz – Lambada, Macarena, sowas halt. Momentan ist es ZUMBA und alle sind ganz verrückt nach ZUMBA. Ich kann mich an die späten 80er und das Lambadafieber nicht bewusst erinnern, aber so in etwa wie das ZUMBA-Fieber stelle ich mir das vor.
Um hier mal ganz schnell weiter im Text zu kommen liefert wikipedia alle wichtigen Hintergrundinfos:
Zumba ist ein lateinamerikanisch inspiriertes, vom Tänzer und Choreografen Alberto “Beto” Perez im Kolumbien der 90er kreiertes, Tanz-Fitness-Programm.
Es beinhaltet Tanz- und Aerobicelemente. Untypischerweise für Tanzkurse arbeitet Zumba nicht mit dem Zählen von Takten, sondern dem Folgen der Musik, mit sich wiederholenden Bewegungen. Die Zumba-Choreografie verbindet Hip-Hop, Samba, Salsa, Merengue, Mambo, Martial Arts, einige Bollywood– und Bauchtanzbewegungen. Klassische Groupfitness-Elemente wie die Kniebeuge und der Ausfallschritt werden auch durchgeführt.
Wenn man den Wikipedia-Artikel weiterliest, erfährt man, dass es dieses Fitnessprogramm nur gibt, weil sein Erfinder die Aerobic-Kassette zuhause vergessen hat. Hätte er das bloß nicht getan!!! Dann wäre ich gestern um die längste Stunde Sport in meinem Leben herumgekommen.
Dazu muss man wissen, in frühester Kindheit wurde ich mit angeblich “mädchengerechtem” Sport sozialisiert. Dass ich für gar keinen Sport geeignet sein sollte, sollte man erst viel später rausfinden, aber erst mal ging es mit Tanzen los. Kindertanzen, Ballett, Stepptanz und HipHop, ja, man munkelt sogar ich hätte mal probiert Garde zu tanzen, liebe Rheinländer – eine sinnlose Karriere. Selbst beim Kindertanzen war ich – im Gegensatz zu den 7 anderen Mädchen im rosa Tütü und dem einen Jungen – zu untalentiert. Das nagt am Selbstwertgefühl und man hört damit auf.
Wieder angefangen habe ich dann – herzlichen Dank, großer Meister Michael Flatley – mit Stepptanz, da merkte ich, dass mein Taktgefühl eher nicht vorhanden war, und das viel größere Problem: Ich kann mir Choreographien sehr schlecht merken und das tanztypische Zählen bis…ähh…ich glaube 8, habe ich immer umgangen. Ich bin eine von diesen Tänzerinnen, die bei öffentlichen Auftritten immer angestrengt auf die Vorderfrau guckt und immer einen Fuß zu spät dran ist.
Soweit meine Voraussetzungen für eine Stunde Zumba. Dass das schweißtreibend sein soll wurde mir schon berichtet. Ich stelle mich also mit ca. 40 anderen Frauen in den Fitti-Fitti-Raum und glotze die Lieblingsvorturnerin an: weil mit Zumba nämlich eine Menge Geld verdient wird, ist sie anscheinend dazu angehalten, ein äußerst knappes Sportröckchen und eine Art Sport-BH zu tragen. Überhaupt ist es total pink im Raum. Pinke Handtücher, pinke Sporthosen, pinke Hirne. Ich trage schwarz und amüsiere mich innerlich schon köstlich darüber, was gleich kommt.
Es geht mit ein paar Ausfallschritten hin und her. Paaah, Pipikacka, hätte ich mit 6 Jahren gesagt. Doch daaaaann geht’s los: erst Mal wird das Ganze schneller und zweitens werden wir dazu angehalten mit unseren ähh, ja, Brüsten zu wackeln, uns mit dem Finger an irgendwelchen Körperstellen zu “verbrennen”, lasziv einen nicht im Raum vorhandenen Menschen anzu-pschen (im Sinne von, Zeigefinger auf den Mund und “pscht” sagen) und die Hüften kreisen zu lassen. In dem Moment bin ich sehr froh, dass das Fitti ein Frauenfitti ist, denn sonst wäre ich ab dem ersten Brustwackler aus dem Studio geflüchtet.
Abgesehen davon, dass ich mit meinen Brüsten wackeln nicht für eine besonders hilfreiche sportliche Betätigung finde, wird mir klar, warum ich vielleicht doch nicht inkognito zu diesem Cheerleader-Casting, was ich seit ca. einem Jahr im Geheimen plane, gehen sollte. Bei Zumba im Fitti kann ich mir meine Klamotten nämlich wenigstens noch selbst aussuchen.
Meine Fresse, wird das anstrengend, ich schwitze ca. 5 Liter Wasser aus, schlimmer als beim Hot Iron ist das hier. Und eindeutig peinlicher. Meine Bewegungsabläufe sehen aus wie die eines Besens, der versucht lateinamerikanische Tänze zu vollführen, anstatt mit den Brüsten wackel ich übrigens mit meinen Armen, weil ich die Bewegungsabläufe für das klassische Brustwackeln nie verinnerlicht habe. Genauso sieht es beim Hüftkreisen und Powackeln aus.
Bereits die erste Viertelstunde kommt mir vor als wären schon 45 Minuten vergangen und durch die ständige Bewegung wird man eh bekloppt, es landet ein Fuß da, wo eigentlich der andere hingehört und ich bewege mich für die Gruppe kontraproduktiv. Weil das im Fitti erst die zweite Stunde Zumba ist, gibt es natürlich auch einige andere Damen, die ähnlich, aber nicht ganz so schlimm unbeholfen aussehen wie ich. Wo das bei der Vorturnerin wohl sowas wie “sexy” aussieht (ich persönlich finde lateinamerikanische Tänze nicht sexy), sieht es bei mir wirklich wie Elefantenballett aus.
Der Knaller kommt aber wirklich zum Schluss: Als finales Herzfrequenz-Steigerungs-Tänzchen hat die Vorturnerin sich wirklich ehrlich, das ist keine Lüge, einen Sirtaki ausgesucht. Nassgeschwitzt wie wir alle sind, müssen wir uns wenigstens nicht unterhaken, aber sie glauben gar nicht, wie dämlich ich mir vorkomme. Allerdings hoffe ich, dass die Griechen ihren Volkstanz, ähnlich wie Zumba, markenrechtlich haben schützen lassen und meine Fittigebühren für den Zumbakurs jetzt in die Sanierung des griechischen Haushaltes fließen. Dann hätte diese Stunde wenigstens irgendwas Gutes gehabt.
PS: Es ist 9.12 Uhr am nächsten morgen, ich habe keinerlei Muskelkater, aber mein Rücken tut weh!