Autor: ellebil

KW 9/18

Montag. Ich versuche Dinge zu verdrängen. Es funktioniert so mittelprächtig. Praktisch eigentlich schon, theoretisch nicht. Denn praktisch tue ich all die Dinge nicht, die ich tun sollte. Aber deshalb bin ich nervös und gestresst und schlafe schlecht.

Dienstag. Es wird Zeit, das vermaledeite Mitgliedervotum abzuschicken, wegen dem ich überhaupt in die SPD eingetreten bin. Es ist schon interessant. Eigentlich war ich am 21. Januar eingetreten, nur um gegen die GroKo abzustimmen. Dann tat mir die SPD plötzlich leid und alle (wirklich alle!) redeten auf mich ein. Das lag auch daran, dass ich ständig allen erzählt habe, dass ich jetzt SPD-Mitglied bin. Jedenfalls gab es genug Menschen, die mit dem Scheitern der GroKo bürgerkriegsartige Zustände über Deutschland hinein brechen sahen und der festen Überzeugung waren, dass NoGroKo den deutschen Bundestag quasi direkt ins Jahr 1933 katapultieren würde. Dann ging ich auf die Mitgliederversammlung der hiesigen SPD oder wie das heißt. Die SPD ist wahrlich wunderlich gegliedert, es gibt Landesverbände, Bezirke, Regionaldingse, Unterbezirksvorstände, Arbeitskreise, Ortsverbände, dann sind sie irgendwo noch in Altersgruppen verteilt – man steigt nicht durch. Ich lernte dabei vor allem, dass die SPD sehr alt und sehr männlich ist und man bei so einer Versammlung zwei Minuten Redezeit beanspruchen darf. Danach war ich aber auch nicht schlauer. Entschieden habe ich mich dann vor allem, nachdem die CDU ihre Minister rausgehauen hatte. Ich hatte zwar schon eine Tendenz, aber Jens Spahn. Nein. Extra noch mal 70 Cent auf den Entscheid-Brief geklebt – damit er auch unbedingt ankommt.

Mittwoch. Ich war bei einer Veranstaltung mit Wissenschaftler/innen, die tatsächlich hochgradig unterhaltsam war. Glatt lustig. Bin immer noch überrascht, dass das geht.

Donnerstag. Rotierendes Rödeln.

Freitag. Urlaub, Pawlow, Badewanne.

Samstag. Fuhr nach Düsseldorf. Ich mag Düsseldorf nicht. Sonst war gut.

Sonntag. Das Stockholm-Syndrom bezüglich SPD-Mitgliedschaft hat mich schon. Eigentlich könnte ich jetzt wieder aus dieser Partei austreten, aber sie liegt mir schon irgendwie am Herzen. Aber dieser Parteivorstand – puh. Generell diese Partei. Puh.
Ersten Kaffee am Frankenbad getrunken. Der Frühling hat jetzt gefälligst zu bleiben. Three Billboards outside Ebbing, Missouri. Guter Film. Empfehlung.

Wie ich einmal aus Versehen in die SPD eingetreten bin…

Eigentlich war es kein Versehen. Ich war im Besitz all meiner geistigen Kräfte. Ich war wach und ausgeschlafen, aber möglicher Weise etwas sauer. Ich hatte mir vorm Phoenix-Livestream diesen SPD-Parteitag angeschaut. Und wie das mit den Spezialdemokraten so ist: man wird gelegentlich wütend, wenn man sieht was sie tun. Denn eigentlich ist die Idee von Sozialdemokratie für mich schon irgendwie relativ okay so, also besser als vieles anderes, was man so angeboten bekommt, nur der absolute Burner ist es halt auch nicht. Und dieses ganze Herumlavieren ging mir auf den Geist.

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Jahresendzeitfragebogen 2017

Haare länger oder kürzer?
Länger, für gewöhnliche Ansprüche an Frauenhaare aber vermutlich immer noch sehr kurz (Haare züchten ist sehr anstrengend, sag ich Ihnen).

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Ganze -0,25 Dioptrien kurzsichtiger.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr. Da war ein Umzug.

Der hirnrissigste Plan?
Hat funktioniert, war aber anstrengend: donnerstags nach Berlin fahren, von dort freitags nach Darmstadt, um dann sonntags wieder nach Berlin zu fahren. In erster Linie war es anstrengend, weil drei unterschiedliche Kostenstellen einbezogen waren und weil ich irgendwie kein Wochenende hatte. Aber alle drei Sachen waren auch gut.

Die gefährlichste Unternehmung?
Der Firmenlauf im September bei gefühlten 10 Grad Außentemperatur. Vollkommen untrainiert 6 Kilometer in strömendem Regen laufen und dabei beim Schnürsenkelbinden auf der Strecke über den Haufen gerannt werden, während man seine kostbaren Wertgegenstände in einer Bauchtasche vor sich herträgt. Weil es so krass geregnet hat, ist das Buch in der Bauchtasche jetzt etwa doppelt so dick wie vorher.

Die teuerste Anschaffung?
Alles, was mit dem Umzug zu tun hat.

Das leckerste Essen?
Das Karfreitagsessen dieses Jahr. Aus Gründen.

Das beeindruckendste Buch?
Mhm. Nö.

Der berührendste Film?
Ich guckte dieses Jahr im Kino diese wunder-Fabelwesen und wo man sie findet und Dunkirk. Beide sind schwer vergleichbar. Dunkirk guckte ich zwei Mal im Kino. Beim ersten Mal wollte ich eigentlich ständig rausrennen, weil Überwältigungskino. Beim zweiten Mal gings dann. Insofern war Dunkirk vermutlich der berührendste Film, aber nicht in einem guten Sinne.

Das beste Lied?
Spotify sagt, ich hätte am meisten “Bungalow” von Bilderbuch gehört.

Das schönste Konzert?
War beim Appletree. Ich glaube Boy.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Dem exilsoester.

Die schönste Zeit verbracht mit…?
Dem exilsoester, meinem Vater und meinem Bruder.

Vorherrschendes Gefühl 2017?
Ich soll jetzt angeblich erwachsen sein und mache erwachsene Dinge, aber Hilfe, nein!

2017 zum ersten Mal getan?
Mich verlobt. Ich hoffe, dass war auch das einzige Mal. Außerdem war ich zum ersten Mal Wahlhelferin, das kann ich gerne öfter machen.

2017 nach langer Zeit wieder getan?
Beim Zoll rumgehangen.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Den Ausgang Bundestagswahl, die AfD und Christian Lindner (und Donald Trump natürlich, aber den muss man vermutlich gar nicht extra erwähnen).

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Ich glaube, das war dieses Jahr nicht nötig.

2017 war mit einem Wort…?
Mal abgesehen von der Weltlage im Privatleben vergleichsweise nett.

201020112012201320142015 und 2016.

Ich mag mein Bett.

Ich mag mein Bett. Sehr. So sehr, dass ich möglichst jede freie Minute in ihm verbringe. Wenn ich könnte, würde ich mir mehrere Haussklaven kaufen, die mich mit meinem Bett überall hintransportierten. Es gibt nichts besseres als mein Bett. ((Abgesehen von der Tatsache, dass es ein IKEA-Aneboda-Bett ist, mittlerweile stolze 9 Jahre alt ist, der Lattenrost einer von diesen Sultan- wow IKEA, really? -Dingern ist, der regelmäßig rausfliegt und ich mir dieses Bett seit fast zwei Jahren mit jemandem teilen muss, der behauptet, ich würde den meisten Platz im Bett wegnehmen – ja klar, es ist ja schließlich auch MEIN BETT!)) Außerhalb dieses Bettes erdulde ich nur Betten in ähnlicher Qualität, was bei einem IKEA-Bett nicht unbedingt schwierig ist, aber gelegentlich doch unterboten wird.
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Ein Nationenklischeetext mit ein wenig Leitkultur

Neulich traf ich einen Schotten. Da dieser Text Klischees bezüglich einiger Nationen behandelt, schreibe ich jetzt: wie für einen Schotten üblich, war der Schotte betrunken. Als wir uns vom Schotten verabschiedeten, hatte ich mich – den langsam auch hierzulande einziehenden Sitten entsprechend – darauf vorbereitet, dass man zum Abschied umarmt wird. Grund dafür war auch das Erlebnis mit einem Engländer einige Stunden zuvor, den ich überhaupt nicht kannte, der mich aber zur Begrüßung umarmte. Sowohl der Schotte als auch der Engländer waren sehr nett. Es ändert aber nichts daran, dass ich Umarmungen nicht ab kann. Ich füge mich gesellschaftlichen Erwartungen an mich und lasse mich umarmen. Meist ist das ja auch recht schnell vorbei, aber was ist eigentlich aus dem guten alten Händedruck geworden? Dem freundlichen Zunicken? Warum zur Hölle braucht alle Welt Körperkontakt? Ich möchte den meisten Menschen nicht so nah kommen, dass ich ihr Deo erraten kann oder ihr Parfüm oder wann sie zuletzt geduscht haben.

Zurück zum Schotten. Der Schotte wollte mich nicht nur umarmen. Er gab mir direkt ein Küsschen links und ein Küsschen rechts. Und nein, nicht die Hauchversion. Der Schotte hatte nämlich gelernt, dass man das hier in Deutschland so mache. Was ich bislang nicht wusste, hatte unser Innenminister doch erst kürzlich in seiner Gebrauchsanweisung für Deutschland geschrieben, dass man sich hier zur Begrüßung die Hand gebe. Leider hat unser Innenminister aber vergessen zu schreiben wie man sich verabschiedet, was nun anscheinend zu schwerwiegenden – wie zum Beispiel meinen – Problemen zu führen scheint. Das wiederum erinnerte mich an die Episode mit dem Deutschen, der in Paris lebte. Ich kannte ihn noch nicht so lange als er sich von mir verabschiedete. Da ich annahm, dass wir uns – als Deutsche (!) – maximal eine Umarmung zum Abschied schenken, war ich etwas überrumpelt als er mich näher zu sich heran zog und dann mit dem Austausch von drei bisous begann. Ich war in der Situation so überfordert, dass ich leider ständig meinen Kopf in die falsche Richtung drehte, was dann dazu führte das wir anstelle von bisous Kopfnüsse austauschten. Das wiederum fand ich dann doch irgendwie schon sehr deutsch.

Jahresendzeitfragebogen 2016

Haare länger oder kürzer?
Länger kurz.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Den Kopfschmerzen nach zu urteilen vermutlich kurzsichtiger, muss ich mal checken lassen.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Ich habe keine Ahnung.

Der hirnrissigste Plan?
Da 2016 sehr planlos verlief, hatte ich auch keine hirnrissigen Pläne. Aber vielleicht war das Planlos-sein ja auch der hirnrissigste Plan.

Die gefährlichste Unternehmung?
Im Jahr 2016 zu leben?

Die teuerste Anschaffung?
Das Geburtstags-Weihnachtsgeschenk vom exilsoester. Aber es ist auch so schick.

Das leckerste Essen?
Die Weihnachtsfresseria mit den tollen Leuten kurz vor Weihnachten.

Das beeindruckendste Buch?
Margarete Stokowski – Untenrum frei.

Der berührendste Film?
Ich gehe gar nicht mehr ins Kino. Aber dieser eine Abend an dem ich “Alles steht Kopf” geguckt habe war ganz außerordentlich putzig.

Das beste Lied?
Spotify behauptet France Gall mit Ella, elle l’a. Aber tatsächlich habe ich 2016 viel Rio Reiser gehört.

Das schönste Konzert?
Das einzige Konzert, das ich 2016 besucht habe, war von Zugezogen maskulin in Köln und das war recht gut.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Dem exilsoester

Die schönste Zeit verbracht mit…?
Der Gang.

Vorherrschendes Gefühl 2016?
Kann die Scheiße bitte mal aufhören?

2016 zum ersten Mal getan?
Einen Master of Arts erhalten.

2016 nach langer Zeit wieder getan?
Auf Beerdigungen gewesen.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Beerdigungen, Trump und die AfD.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Bleib in Bonn!

2016 war mit einem Wort…?
Ziemlich für die Tonne.

2010, 2011, 2012, 2013, 2014 und 2015.

3 Dinge, die man in Bonn und überall sonst im Winter machen kann

Ausgehend von diesem bento-Artikel, coole Tipps für die hippen Twens.

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Das Studierendenwerk Aachen, 300.000 Euro – ein Trauerspiel in mehreren Akten

Studierendenwerke und Studentenwerke, vielleicht erinnern Sie sich noch an diesen Post? Auf twitter wurde ich auf einen interessanten Vorgang zum Thema “Studierendenwerk”, horrende Kosten zur Umbenennung und Einbeziehung des Landesbeauftragten für Datenschutz in NRW aufmerksam gemacht.

Die Kurzfassung der ganzen Sache geht in etwa so:
Studentenwerk Aachen:
“Umbenennung von Studentenwerk in Studierendenwerk kostet 300.000 Euro!”
Interessierte Person, die an der RWTH Aachen studiert im Januar: “Können Sie das mal aufdröseln?”
Studierendenwerk Aachen:
Interessierte Person, die an der RWTH Aachen studiert: “Hallo?”
Studierendenwerk Aachen:
Interessierte Person, die an der RWTH Aachen studiert: “Hallohoho?”
Studierendwerk Aachen:
Interessierte Person, die an der RWTH Aachen studiert: “Okay, Landesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen, fechte meine Rechte durch!”
Landesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen: “Hallo, Studierendenwerk Aachen!”
Studierendenwerk Aachen:
Landesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen: “Hallo?”
Studierendenwerk Aachen: Ähhh, es ist Juni, wir haben Ferien!

Irgendwann Mitte September 2016, Studierendenwerk Aachen: “Ja, hallo auch, das ist voll anstrengend, bitte geben Sie uns mehrere hundert Euro für die Auskunft!”

Das ganze Trauerspiel in der special edition, director’s cut finden Sie hier.

Twitterliebe 08/16

Etwas spät, aber hier sind die Twitterlieblinge aus dem August.

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Als ich geboren wurde – im Jahr 1988 – gab es noch zwei deutsche Staaten. Einen davon habe ich bewusst nicht mehr erlebt. Ich bin in den Urlaub gefahren – mein ganzes Leben lang – ohne an den Grenzen europäischer Länder meinen Pass vorzeigen zu müssen. Ich habe 2005 drei Monate lang in England gelebt. Und jetzt frage ich mich wie es weiter geht und ob die ersten 27 Jahre meines Lebens vielleicht die schönsten waren, die ich in der EU hatte.